Glaube ist das Gottes-Zutrauen, dass Gott sich in die Menschen-Not und in die Schuldgeschichte der Menschen involvieren lässt, an ihr Anteil nimmt, sie zu „seiner Sache“ macht und so dieses Menschen-Zutrauen möglich macht: Menschen können gut sein, können guten Willens sein, über Unheil und Sünde hinausleben. Sie können Zukunft haben, nicht aus den eigenen Möglichkeiten allein, sondern aus Gott und mit ihm, weil er sein Leben mit ihnen teilt. Dafür zu leben ist das Menschenmögliche, das in Gottes Gnade Mögliche, um der Resignation und dem Zynismus standzuhalten und der Verzweiflung zu entgehen…
Der Glaube nimmt, was in dieser Welt an Unheil und Bosheit geschieht, nicht als das Letzte hin. Er glaubt an die Veränderbarkeit, weil er an Gottes Solidarität glaubt, in der es mit den Menschen gut werden kann – weit über das Gute hinaus, wovon sich Menschen-Vorstellungskraft einen Begriff machen könnte.
Jürgen Werbick in „Theologie – anthropologisch gedacht“ (Herder 2022)