Leserbriefe

Frieden stiften

Die Ausführungen über „die Kraft der Narration“ (CIG Nr. 13, S. 3) haben mich sehr bewegt. Die Narration des Christentums, sich stets für Frieden und Freiheit starkzumachen, steht tatsächlich vehement auf dem Spiel. Derzeit kann ich mir nicht vorstellen, wie wir bald Ostern feiern – am 17. April im Westen, russisch-orthodox eine Woche später –, dass wir also rufen „Christus ist auferstanden“, während in der Ukraine Bomben fallen. Die Verantwortlichen in allen christlichen Konfessionen müssen ihren ganzen Einfluss in die Waagschale legen, damit dieser Krieg beendet wird.

Kurt Nowotny, Scharbeutz

Heimat Kirche

Endlich einmal so etwas wie ein Loblied auf die Kirche (vgl. „Meine Heimat“ in CIG Nr. 13, S. 2). Das ließ mich aufatmen und aufleben. Denn mit seiner Liebe zur Kirche konnte man sich in den letzten Jahren ja fast wie ein Sonderling fühlen. Ja, wir sind Erlöste und Befreite, als geliebte Kinder Gottes können wir aufrecht und mit Selbstbewusstsein durch die Welt schreiten und den Glauben an unseren großen und barmherzigen Gott mutig und mit Freude bezeugen. Die Zeiten wandeln sich, und auch die Kirche wandelt sich. Aber, so wie Sie schreiben: „Christus bleibt. Mein Trost, meine Sehnsucht, meine Freude ... meine Heimat.“

Sr. M. Talida Rieder, München

„Frohgemut“ möchte Johannes Röser das Lied anstimmen, in dem wir uns folgsam der Lehre der Kirche verpflichten. So könne unsere Seele „Christus genießen“. Hier muss ich persönlich widersprechen. Als Kind in den 1950er Jahren hatte ich folgsam zu sein gegenüber den Lehren des berüchtigten „Grünen Katechismus“, den der Bischof, „den Gott als Lehrer der Wahrheit aufgestellt hat“, uns „lieben jungen Christen“ „in die Hand gegeben“ hatte. Die in diesem Katechismus enthaltenen Droh-, Straf- und Höllenbotschaften – das genaue Gegenteil von „Christus genießen“ – haben unsere Kinderseelen in einem Maße geschädigt, dass diese Hypothek vielen von uns auch im inzwischen fortgeschrittenen Alter immer noch zu schaffen macht.

Hubertus Gussone, Grafschaft

Ausgestoßen

Es stimmt, wie es in einem Leserbrief (in CIG Nr. 12, S.8) heißt: Auch unsere russischen Schwestern und Brüder gehören zu den Verlierern dieses Krieges. Aus persönlichem Erleben kann ich ergänzen: Meine Frau und ich stehen in Kontakt mit einem gemischt russisch-ukrainischen Paar. Unsere Freunde hatten die feste Überzeugung, Russland würde niemals einen Angriffskrieg beginnen. Dass das doch geschah, lässt auch sie verzweifeln. „Unser Leben endete am 24. Februar“, also dem Tag des Kriegsbeginns, schrieben sie uns. „Es ist jetzt so beschämend, Russe zu sein.“ So wie ihnen wird es vielen ihrer Landsleute gehen. Angehörige in Russland und in der Ukraine sind es, die ihnen Nähe und Zuversicht vermitteln: „Unsere Verwandten sitzen in Charkiw im Keller und trösten uns am Telefon, obwohl ihre Lage ungleich schlimmer ist.“ Zugleich beteuern unsere Freunde, dass sie sich ungeachtet des Geschehenen niemals von Russland trennen könnten, ihrer geliebten Heimat, der sie auf ewig verbunden seien. Gefühle, die wenig Menschen fremd sein dürften. Der letzte Absatz ihres Briefes zeigt ihren Gemütszustand. „Unser Land braucht uns nicht, auch andere Länder brauchen uns nicht. Unser Traum war immer, uns in die Welt zu integrieren, von der wir so lange isoliert waren. Wir wollten mit allen befreundet sein, alle lieben … Nun haben wir keinen Platz mehr in der Welt. Wir grüßen Euch, jetzt aber aus dem Land der Ausgestoßenen.“

Veit Schäfer, Karlsruhe

Gott-mit-menschlich

Im Kommentar „Angefragt“ (CIG Nr. 13, S. 1) heißt es: „Nicht Pandemie, Krieg und alles Schwere haben das letzte Wort – sondern die Liebe Gottes.“ Diese Formulierung ist eingängig, aber nicht unproblematisch. Denn sie beinhaltet die Gefahr der Verkürzung des Christlichen. Es ist doch so: Zumindest die Liebe eines Menschen, die Liebe des Mensch gewordenen Wortes, wirkt beim „letzten Wort“ mit. Und er, der Mensch gewordene Sohn, nennt alle Menschen guten Willens seine Geschwister. Eine von vielen Bibelstellen, in denen dieses Gott-mit-menschliche Zentrum unseres Glaubens zum Ausdruck kommt, ist etwa Hebr 2,11: „Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle aus dem Einen; darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen...“ Zusammengefasst also: Das letzte Wort liegt bei der Liebe, die Gott ist, und bei der Liebe, die unter den Menschen wächst. Das wäre doch ein Zeugnis für die vielen Menschen, die im Kontext des Krieges, der Pandemie, der Überschwemmungen etwa im Ahrtal ihre Solidarität entfalten.

Dr. Eugen Maier, Freiburg


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