Auferstehungshoffnung
Bei all den vielen Leserbriefen zur Fastenserie über die „Versuchung, aus der Kirche auszutreten“ (vgl. CIG Nr. 15, S. 6), ist mir aufgefallen, dass in keinem Beitrag das Wort „Auferstehung“ vorkommt. Wie immer wir heute die Evangelien deuten, so bleibt doch der Dreh-und Angelpunkt unseres christlichen Glaubens unsere Überzeugung, dass wir hoffen dürfen, im Tod verwandelt zu werden.
Das Kreuz steht für Leiden und Tod. Es ist zugleich ein Plus-Zeichen, das über den Tod hinausweisen will. Das war schon immer anstößig. Haben wir heute keinen Mut mehr, mit Paulus das Entscheidende unseres Glaubens beim Namen zu nennen und vor der Welt zu bekennen? Wie soll dann aber Erneuerung gelingen? Was ist dann noch der „Mehrwert“ des christlichen Glaubens?
Reinhard Braun, St. Gallen
Zur Entwicklung bereit
Der Beitrag „Wie ich das Kreuz lieben lernte“ von Peter Trummer (CIG Nr. 14, S. 5) führt eindrucksvoll am Beispiel des Kreuzes das fundamentale Lebensprinzip von Entwicklung beziehungsweise Evolution vor Augen. Es ist spannend, zu verfolgen, wie sich die Kreuzesdarstellungen entwickelt haben: zunächst ohne Korpus, dann mit lebendigem Korpus, später als Toter, mit deutlichen Zeichen des Leidens, heute wieder das Hinterfragen dieser Bilder… Dieses Gesetz des Fortschritts muss jemand begründet haben, es kann nicht von selbst entstanden sein. Wir können es in Natur, Wissenschaft, Kunst und menschlichem Verhalten beobachten. Für mich ist das auch ein Gottesbeweis.
Die Institution Kirche hingegen sieht Veränderung prinzipiell kritisch, ja lehnt sie vielfach ab. Tradition scheint wichtiger zu sein, und das Beharrungsvermögen gehört gleichsam zur kirchlichen DNA. Damit jedoch koppelt sie sich von ihrer Umgebung ab, fördert Selbstisolation, manövriert sich ins Abseits.
Dr. Hubert Bohr, Wallerfangen
Gewalt und Gewalt
Sie kritisieren die Ohrfeige, die Will Smith dem Komiker Chris Rock verpasst hat (vgl. „Gewaltsame Zeit“ in CIG Nr. 14, S. 1). Und Sie kritisieren die öffentliche Zustimmung, die Smith dafür erhalten hat. Ich fand es allerdings auch in Ordnung, dass er auf den Witz, den Rock unverschämterweise in aller Öffentlichkeit über seine Frau gemacht hatte, so reagiert hat. Ein Mann tritt für seine Frau ein! Kein Verständnis habe ich außerdem dafür, dass Sie die Ohrfeige als „Körperverletzung“ bezeichnen. Warum kritisieren Sie nicht, was Rock gemacht hat? Das war eine Verletzung der Persönlichkeit von Frau Smith. Was wiegt mehr?
Hermann Kast, Speyer
Ihr Kommentar trifft nicht den Kern der Sache. Es kommt doch darauf an, was der Grund für die Ohrfeige war. Diesbezüglich war sie aller Ehren wert!
Dr. Franziska Rauch, Augsburg
Ich war schockiert über die Ohrfeige und habe Herrn Smith verurteilt, ohne die Geschichte zu kennen. Jetzt kenne ich die Geschichte und kann seine Reaktion nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen. Da nimmt sich ein Komiker vorsätzlich heraus, einem Menschen enorme verbale Gewalt anzutun. Ist das weniger schlimm als körperliche Gewalt? Frau Smith scheint, wie berichtet wird, einen Umgang mit ihrer Erkrankung gefunden zu haben. Darf man sie und ihren Mann trotzdem einer solchen Situation aussetzen?
Anja Wittemann, Ötzingen
Die Klimaopfer im Blick
Dass uns „die Opfer des Klimakriegs“ in Bangladesch und auf den Philippinen (CIG Nr. 14, S. 4) kaum oder nur sporadisch berühren – genauso wenig übrigens wie tote Geflüchtete im Mittelmeer–, lässt sich psychologisch erklären: Sie sind räumlich einfach zu weit entfernt, so dass die meisten von uns keine Beziehung zu ihnen aufbauen und dementsprechend auch keine Empathie entwickeln. Hinzu kommt eine geringe Repräsentanz in den Medien. Deshalb fürchte ich, dass das Thema „Klimakrise“ erst dann wieder relevant für uns wird, wenn die nächste Flutwelle durch Deutschland rollt.
Das ist ungerecht, unmenschlich, unchristlich und auch extrem dumm. Denn die Folgen des Klimawandels machen nachweislich auch vor uns in Deutschand nicht Halt, sonders treffen uns höchstens mit zeitlicher Verzögerung und vorerst geringerer Zerstörung. Etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, hilft sowohl den anderen als auch uns selbst.
Norbert Müsch, Rees
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