Ostern ist kein Beruhigungspflästerchen auf die weiterschwärende unheilbare Wunde Tod, ist kein Placebo, das nur unserer Einbildung weiterhilft. Ostern ist kein folkloristisch ausgestaltetes Zuspachteln der tiefen Risse im einsturzgefährdeten Haus unserer Existenz. Ostern sagt nicht: Wir werden nicht sterben. Ostern sagt: Ja, wir werden sterben – und dennoch leben!
Weil wir leben werden, kann Ostern gegen alle Selbstzufriedenheit zutiefst beunruhigen. Denn das Leben endet nicht nur unter dem gleichmacherischen Rasen, der keinen Unterschied zwischen dem Mörder und seinem Opfer kennt. Weil wir leben werden, zeigt Ostern Wirkung, schon jetzt und hier; denn wir gehen im Tod nur aus dem einsturzgefährdeten Haus unserer zeitlichen Existenz in die ewige Heimat Gottes.
Ulrich Lüke in: „Vorsicht Hoffnung“ (Verlag Herder, Freiburg 2022)