Wir waren stolz auf unsere Freiheit, unseren Arbeitsfleiß, unsere Forschung, unsere Sozialgesetze, unseren Reichtum: Made in Germany. Immer noch ist Deutschland die viertgrößte Wirtschaftsmacht. Doch das Bild der Wundernation hat Risse bekommen. Das Selbstbewusstsein trübt sich ein, je mehr wir wahrnehmen, wie massiv diese Gesellschaft von Faktoren abhängt, die wir nicht beeinflussen können. Es begann mit einem winzigen Virus, das aus einem Labor entwichen oder von einem Wildtiermarkt auf einen Menschen übergesprungen war und sich über den Erdball ausbreitete, tödlich für Abermillionen. Daheim sterben die Leut’, weiter täglich, nachdem die Politik zwecks Durchseuchung – als neue Freiheit gepriesen – jedwede Kontrolle aufgegeben hat. Mit dem Krieg des Barbaren Putin mussten wir weitere Verletzlichkeit einsehen, die Abhängigkeit von Lieferketten, Energie und militärischen, auch atomaren, Beschützern, vor allem aber von Geistesmächten des Bösen, die in realen Personen unter der Decke der Diplomatie schlummern.
Der erschöpfte Staat
Schon fürchten wir um Weizenernten, um die Versorgung mit Lebensmitteln. Stehen selbst uns Verteilungskämpfe, soziale Unruhen ins Haus, falls die Zentralbanken der Inflation ungebremst Lauf lassen? Der Staat ist erschöpft, wenn er mit immer mehr Subventionen die vielen „pampert“, die allerorten nach finanzieller Stütze schreien. Offenbar ist uns das Glück keineswegs derart sicher hold, wie wir es uns in einem maßlosen Subjektivismus- und Individualismus-Denken, das Autonomie, Vielfalt, Flexibilität und Mobilität propagiert, einbildeten. Die eine Welt, deren Kosten wir bisher von uns fernhalten konnten, treibt diese jetzt bei uns ein. Was für eine geistesgeschichtliche Kränkung: Wir sind gar nicht Subjekt, wir sind Objekt!
Ohne Streichelzoo-Religiosität
Wird das auch unser religiöses oder säkulares Bewusstsein verändern? Not lehrt – wieder – beten? Zu sehr hatten wir uns im kirchlichen, theologischen und religionspädagogischen Betrieb wohlbehaglich eingerichtet mit der infantilen Verkündigung „Gott hat uns alle lieb, wie wir sind“. Diese Nettigkeits-, ja Streichelzoo-Religiosität hat die Härten und Dunkelheiten der Gottesfrage mitsamt endzeitlichem Gericht ausgeklammert. Das funktionierte, solange es uns gut ging. Darüber haben wir vergessen: Gott hat uns nicht lieb, wie wir sind, sondern obwohl wir sind, wie wir sind, als Sünder. Die brutalste Abhängigkeit, unsere Sterblichkeit, ließ sich durch medizinische Lebensverlängerung verschleiern, wofür die täglichen Corona-Toten in den Fernsehnachrichten unterschlagen werden. Mit dem Krieg aber sind die Leichen ins öffentliche Bild zurückgekehrt. Werden wir mit Illusionen brechen, ins Realitätsprinzip finden? Religion nicht als Opium, sondern als Aufklärung des Volkes! Österlich hoffen wider die Verblendungszusammenhänge, mit offenem Blick auf die letzte Abhängigkeit: vom einzig wahren Souverän, Richter und Erlöser – Gott.