Die extreme Rohstoff-Abhängigkeit vom Kriegstreiber Russland soll schnellstmöglich überwunden und gleichzeitig die Energiewende beschleunigt werden. Wie das technisch, ökonomisch und ohne heftigste soziale Verwerfungen gelingen soll, eröffnet momentan ein weites Feld von Spekulationen, Vorschlägen, Forderungen verschiedenster Interessen und Lobbymächte. Dabei hat jeder „gute“ Argumente parat, wie die Erfüllung der je eigenen Wünsche der ganzen Gesellschaft zugutekomme. Im Wettbewerb einer sozial-liberalen Wirtschaftsordnung gibt es zwar Rahmenbedingungen, die für Ausgleich sorgen sollen, doch das Kerngesetz von Angebot und Nachfrage dürfe dabei nicht ausgehebelt werden. Denn der freie Markt schaffe mehr Gerechtigkeit als zu starke Regulierung, heißt es. Seltsamerweise wollen ausgerechnet die stärksten Verfechter des Liberalismus das Grundprinzip stets außer Kraft setzen, wenn es angeblich nicht mehr passt. Weil nur so Unheil vorzubeugen sei. Entsprechend wurden in der Finanzkrise „systemrelevante“, doch bankrotte Banken und abenteuerlichste Spekulanten gestützt. Ähnlich wurde auch in der Corona-Pandemie manche Unternehmung künstlich am Leben gehalten. Auch Betrüger profitierten.
Abwrackprämie
Die Energiewende soll gleichfalls per Staatssubventionen beschleunigt werden. Von einem Minister der Liberalen kommt der Vorschlag für eine erneute Auto-Abwrackprämie und großzügiges Geld zur Anschaffung von E-Autos. Wieder einmal wird Produktionsenergie für Altes, aber weiter Taugliches vernichtet. Die Autoindustrie kann dank Subvention die Preise hochhalten, statt sie senkend dem geringeren Bedarf anzupassen. Per Steuer bezahlen das auch jene, die sparsam sind, die gar kein Auto haben, aus ökologischen Gründen nicht wollen oder schlichtweg zu einkommensarm sind. Doch auch deren Kinder werden die Zeche horrender, unaufhörlich wachsender Staatsverschuldung und Inflation bezahlen. Das soll gerecht sein?
Sakramentaler „Ausverkauf“
Offenbar funktioniert die wunderbare ökonomische Theorie von Angebot und Nachfrage gar nicht so richtig dort, wo sie eigentlich gelten soll. Momentan scheint das nur auf einem Gebiet zu gelingen: dem der Religion. Wo die Nachfrage nach Gott und den Heilsmitteln, den Sakramenten, schwindet, sinkt rapide der Preis. Anders als in jenen Zeiten, als das Christwerden von vielen gesucht und nur durch religiöse Ernsthaftigkeit, mit Anstrengung und Disziplin „erworben“ werden konnte, um in den Genuss der Tauf- und Kommuniongnade zu kommen, findet da jetzt ein „Ausverkauf“ statt. Denn Gott hat ja alle lieb. Gott wird billig. Er kostet nichts mehr, um ihn zu kosten. Der abbrechenden Nachfrage folgend wird andererseits das geistliche Angebot drastisch verknappt. Ob das gutgeht? Energiewende religiös? Energiewende politisch? Das Prinzip von Angebot und Nachfrage produziert massiv offene Fragen – unbeantwortet kirchlich wie gesellschaftlich.