Innovation"Siehe, ich mache alles neu"

Alles neu und verbessert? Veränderung darf kein Selbstzweck sein – aber man kann sich auch nicht vor ihr verschließen. Petrus ermutigt uns, Neues auszuprobieren, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Das gilt im Glauben und im ganzen Leben.

Innovation

„Siehe, ich mache alles neu“

Alles neu und verbessert? Veränderung darf kein Selbstzweck sein – aber man kann sich auch nicht vor ihr verschließen. Petrus ermutigt uns, Neues auszuprobieren, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Das gilt im Glauben und im ganzen Leben.

Unvergessen war für mich der Augenblick im Theologiestudium vor genau 30 Jahren, als ein Mitstudent seine Seminararbeit zurückbekam mit den Worten, die Pater Helmut Engel zu allen im Hörsaal sprach: „Was Sie geschrieben haben, war gut und neu! Nur war das Gute leider nicht neu und das Neue nicht gut!“ Es war eine glatte 5; der Mitstudent hat zum größten Teil anderswo abgeschrieben, ohne es kenntlich zu machen; das Wenige in Eigenarbeit war zudem mehr als dürftig…

Nicht alles Neue ist automatisch gut. Wer die Tradition ohne triftigen Grund aufhebt, kann tief in der Gunst derer fallen, die sich an das Althergebrachte gewöhnt haben. Ich erinnere mich daran, wie die FAZ ihre heilige Seite eins für ein tägliches Bild preisgab; die Leserbriefe kamen einem Erdbeben gleich. Man muss nicht jeden Trend mitmachen, sollte seinen Mantel auch nicht in den Wind halten und dem Zeitgeist frönen – Christen schwimmen mit ihrem Erlöser immer maßvoll gegen den Strom. Von Petrus stammt der markante Satz: Etiam si omnes ego non, der in der Nachfolge Jesu geradezu ermuntert zu einer Tugend der Epikie wider jedes Mitläufertum im Sinne des Paulus: „Prüft alles, behaltet (nur) das Gute!“ Wer sich aber jeder Innovation verweigert, darf sich nicht wundern, später oder früher als altbacken oder gar aus der Zeit gefallen zu gelten. Wir sind Kirche eben auch in dieser Welt; Inkulturation war und ist Überlebensthema jeder Evangelisierung.

Diese Balance zwischen Traditionstreue und Innovationsmut ist auch Thema jeder Pfingstnovene: Wandlung ja, Verwandlung nein. Der Heilige Geist „macht nichts Neues“, denn Jesus ist kein Magier oder Zauberkünstler; verwandelt wird also nichts. Vielmehr „macht der Geist Gottes alles, was es gibt, neu“: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21, 4-5) Pfingsten vollendet Ostern; der Heilige Geist erinnert uns an alles, was Jesus gesagt und getan hat. Der Geburtstag der Kirche hat aber kein neues Thema, weil der 50. Tag alles auf den Punkt bringt, was an Erlösung geschehen ist. Pfingsten ist das „Amen“, mit dem die Bibel und so manches Gebet endet.

Alles wird neu, genau wie wir es in jeder Messfeier erfahren: Brot und Wein wandelt der Heilige Geist in den Leib und das Blut Christi; das Erstkommunionkind wird in ein geliebtes Kind Gottes gewandelt; das Stückchen Erde, auf dem ich mein Leben lebe, wird zu geheiligtem Boden, für den ich andächtig meine Schuhe ausziehe – wodurch die gesamte Ökologie Teil der Wandlung ist –; der zerstrittene Nachbar wird zum geliebten Kind Gottes, dem ich nach der Messe in einem anderen Geist begegne als zuvor.

Unser CIG erscheint ab heute in neuem Design. Das ist ein wenig wie ein Geburtstag, an dem die Gratulanten viel Glück und viel Segen wünschen. Wie gefällt diese Wandlung Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser? Für Sie ist diese Innovation ja gedacht. c

Felix Evers ist Pfarrer in Hamburg-Billstedt.

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