Zum neunten Mal in seiner nunmehr fast 75-jährigen Geschichte erscheint CHRIST IN DER GEGENWART in neuer Gestaltung. Das Ziel aller Veränderungen: Wir wollen, dass Sie mehr Freude am Lesen haben. von andré lorenz
Wir sind gewarnt worden. Mehrfach, von verschiedenen Seiten. Man dürfe an christ in der gegenwart nicht zu viel ändern. Die Leserinnen und Leser würden ihn genauso wollen, wie er jetzt ist. Also mit sehr viel Text, wenigen Bildern, den Rubriken an genau den Stellen, wo sie schon immer gewesen sind. Es gehe um Kontinuität. Wir achten das selbstverständlich.
Es gibt nichts Kostbareres für ein gedrucktes Medium als eine über Jahre und Jahrzehnte gewachsene Beziehung zu seinen Leserinnen und Lesern – gerade in schwierigen Zeiten wie diesen. Aber es hat uns dennoch zu schaffen gemacht. Denn wie bei den meisten Zeitungen und Zeitschriften, besonders den konfessionellen, sinkt auch beim CIG die Auflage, wenden sich die Interessierten mehr und mehr digitalen Informationen zu. Das hat Konsequenzen für die Gestaltung von Printmedien. Wir wissen das – und zwar direkt von Ihnen: In der letzten Leserbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach wünschte sich eine Mehrheit eine optische Überarbeitung, eine lockerere Aufmachung und eine bessere Lesbarkeit des CIG.
Das also war die Herausforderung: einen Wandel herbeiführen unter respektvoller Achtung des Bewährten. Wir haben uns dafür Zeit gelassen. Wir haben intensiv nachgedacht über den christ in der gegenwart – und in der Zukunft. Wir haben uns damit beschäftigt, was Sie, liebe Leserinnen und Leser, vom CIG erwarten. In dieser Zeit haben wir im Blatt nur an manchen Stellen erste Akzente gesetzt: mit der Einführung der Kommentare auf Seite 2, mehr Weißraum bei längeren Geschichten, Zitatboxen zur besseren Strukturierung. Jetzt halten Sie die erste Ausgabe von christ in der gegenwart in Händen, die durchgängig neu gestaltet ist. Es ist ein besonderer Moment: Erst neunmal in der 74-jährigen Geschichte des CIG hat sich das Erscheinungsbild gewandelt.
Am augenfälligsten ist, dass wir zwei neue Schriften eingeführt haben: die „Söhne“ für den Titelschriftzug, Überschriften, Vorspänne und kurze Texte und die „Tiempos“ für die sogenannte Laufschrift in Fließtexten. Beide stammen von der neuseeländischen Klim Type Foundry. Sie entwickelt Schriften, die „historisches Wissen mit kompromisslos zeitgemäßer Handwerkskunst verbinden“ – maßgeschneidert zum Beispiel für die Financial Times, National Geographic oder das Apple-Betriebssystem Catalina.
Die „Tiempos“ wurde speziell für das Redesign einer spanischen Tageszeitung entwickelt und kommt in redaktioneller Gestaltung am besten zur Geltung. Die Schriftgröße der „Tiempos“ und den Zeilenabstand in Fließtexten haben wir so gewählt, dass der CIG deutlich besser lesbar ist als bisher. Die „Söhne“-Schriftfamilie von 2019 wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie ist eine weiterentwickelte Reminiszenz an die legendäre Akzidenz-Grotesk von 1898, die von 1961 bis 1997 die führende Schrift für „Der christliche Sonntag“ und christ in der gegenwart war.
Das war besonders spannend für uns, und so gibt die Schrift „Söhne“ einen ersten deutlichen Hinweis darauf, was uns bei der Neugestaltung angetrieben hat: Wir möchten optische Marksteine des CIG, die Sie vielleicht noch kennen und die Ihnen einmal vertraut waren, beleben und in neuer Umgebung präsentieren. Sie sind auf den ersten Blick Ausweis der Tradition und jahrzehntelangen Qualität von christ in der gegenwart, die sich unter anderem auch dadurch auszeichnen, dass sie gestalterisch für die Zukunft tragfähig sind. Dazu zählen auch die sandfarben eingerahmten „Kacheln“, mit denen wir – wie früher – Rubriken kennzeichnen, die Sie in jeder Ausgabe wiederfinden wie zum Beispiel „Wege & Welten“ oder „Die Schrift“.
Dieses großartige Erbe, das uns das wegweisende Design der 60er-Jahre hinterlassen hat, bündeln wir im neuen Titelkopf: Der neue Schriftzug in der Söhne halbfett (nicht ganz so eng spationiert wie im historischen Vorbild) formt zusammen mit der markanten Kachel, die die Ausgaben-Informationen enthält, das neue, starke und schlüssige Logo des CIG.
Was wird sonst noch neu? Auf Seite 1 haben wir das Titelbild nach oben über den Falz genommen, wo es als Blickfang stärker wahrgenommen werden wird. Auf vielfachen Wunsch führen wir auf Seite 2 die Kurzmeldungen wieder ein. Nur werden sie jetzt von einer Autorin oder einem Autor zu „7 Momenten aus 7 Tagen“ zusammengefasst. Und auf der letzten Seite werden manche die Wochenliturgie vermissen. Sie finden Sie künftig online unter www.cig.de, wo wir Sie mit einem QR-Code schnell und einfach hinführen.
Was sich hingegen nicht ändert: die gewohnten, anspruchsvollen Inhalte, mit denen wir das aktuelle Zeitgeschehen in Gesellschaft und Kirche aus christlicher Perspektive begleiten und Ihnen Impulse für Ihr persönliches Glaubensleben geben. Natürlich führt die neue Gestaltung aus gelockertem Schriftsatz und mehr Weißraum zu weniger langen Texten. Aber 200 Zeichen weniger Text bedeuten noch lange nicht Häppchen-Journalismus, und mehr Fotos stehen noch lange nicht für eine Niveau-Absenkung durch „bunte Bildchen“ (haben wir alles gehört). Vielmehr ist es so: Mehr Qualität entsteht nicht durch mehr Worte, sondern durch aussagekräftigen, besser präsentierten Inhalt. Das leitet uns an bei christ in der gegenwart in seiner aktuellsten Erscheinungsform. Wir hoffen, dass Sie das genauso sehen, und sind schon sehr gespannt auf Ihre Reaktionen! c
André Lorenz ist Kreativberater des CIG. Er hat das neue Erscheinungsbild entwickelt.