Sie saßen einmütig im Gebet zusammen und warteten auf die Kraft von oben. So heißt es in der Apostelgeschichte über die Zeit vor Pfingsten. Und dann kommt sie tatsächlich: diese göttliche Kraft, der Beistand, der Ermutiger – und verwandelt und beflügelt. Ich liebe diesen Text, wie überhaupt die Zeit vor Pfingsten. Traditionell ist sie als Novene, als neuntägige, intensive geistliche Zeit angelegt.
Der große Tomáš Halík liest die Pfingstnovene als Sinnbild für die Situation von uns Christen heute. „Wir stehen vor einer großen, tiefen Reform der Kirche, vielleicht vor einer neuen Reformation. Dafür aber müssen wir zuvor in die Tiefe gehen. Wir müssen darüber sprechen, welches Christentum wir anstreben, welche Gestalt unseres Glaubens wir für eine ehrliche Antwort auf die Herausforderung Gottes halten, auf die Zeichen der Zeit hier und jetzt.“
Ich finde diese Haltung großartig, weil sie zu einem Perspektivwechsel einlädt: Wir sollen nicht nur auf all das Schwere starren. Gewiss, diese Zeit verlangt uns einiges ab. Aber nicht das Leben in einer Komfortzone ist uns verheißen. Wohl aber, dass wir immer wieder aus der Quelle schöpfen können. In diesem Sinne: Frohe, gesegnete Pfingsten!