Der Kirche ist der Geist Gottes verheißen, aber sie ist niemals im Besitz des Heiligen Geistes, er bleibt für sie der Unverfügbare ... Kirchenreform würde bedeuten, Raum zu schaffen für das Unverfügbare. Vorbild ist und bleibt die betende Gemeinde der Jüngerinnen und Jünger Jesu im Obergemach, von der die Apostelgeschichte berichtet. Das stille, auf Gott gerichtete Verharren in Gemeinschaft läuft nicht ins Leere...
Die neue Erfahrung der Unverfügbarkeit mit all ihren Ambivalenzen könnte als Chance genutzt werden, über den Sinn kirchlicher Strukturen neu nachzudenken. Ihr vornehmster Sinn könnte darin bestehen, einen Raum freizuhalten für das Kommen des Geistes, der allein die Einzelnen und die Gemeinschaft zum Resonanzraum der Großtaten Gottes auch in unserer Welt machen kann.
Albert Gerhards in: „Distanz und Nähe“ (Lit Verlag, Münster 2021)