So ist es, dieses Leben: Da stellt man sich auf frohe, geistbewegte Tage ein. Und dann steht die Woche unvermittelt doch unter einem ganz anderen Vorzeichen. Aber eben: Der Geist weht, wo sie will. So hat es eine Pfarrerin zu Pfingsten treffend formuliert. Das heißt eben auch: Gott ist immer größer, geheimnisvoller, auch unverständlicher als all unsere Bilder und Vorstellungen von ihm.
1 | Freiburg. Wir trauern um einen lieben Kollegen und Freund. Jürgen Springer, hochgeschätztes Mitglied unserer Redaktion, ist heimgegangen. Trotz einer langen Leidensgeschichte kam sein Tod erschreckend plötzlich (vgl. hier und hier).
2 | Garmisch-Partenkirchen. Auch vier Frauen und ein 14-jähriger Jugendlicher wurden unvermittelt aus dem Leben gerissen, als sie Ende letzter Woche im Bayerischen unterwegs waren und ihr Zug entgleiste. Neben den Toten sind viele Verletzte zu beklagen. „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr“: Dieses Lied hatten die Pfarrer als Motiv für ein erstes ökumenisches Gedenken ausgewählt – Ausdruck unserer Trauer, unserer Fassungslosigkeit.
3 | Owo. Weltweites Entsetzen hat der Anschlag auf eine katholische Kirche im nigerianischen Owo am Pfingstsonntag hervorgerufen. Medienberichten zufolge kamen bei dem Terrorakt mehr als 50 Menschen ums Leben. Die deutschen katholischen Bischöfe riefen zum Gebet für die Opfer auf. „Wo Gottes Heiliger Geist des Friedens gefeiert wurde, hat sich der Ungeist der Gewalt in Szene gesetzt. Ich bin entsetzt über diese schreckliche Bluttat, die das Zusammenleben zwischen den Religionen in Nigeria einmal mehr gefährdet“, sagte der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission, der Augsburger Bischof Bertram Meier.
4 | Kiew. Unmittelbar vor Pfingsten war Meier zu einem Solidaritätsbesuch in die Ukraine gereist. In Lwiw (Lemberg) im Westen und in der Hauptstadt Kiew erlebte er, was 100 Tage Krieg in dem Land angerichtet haben. Auf Waffenlieferungen angesprochen, sagte Meier: „Ich bin Theologe und Seelsorger, kein Militärexperte. Wir deutschen Bischöfe sind uns aber einig, dass alles getan werden muss, um der angegriffenen Ukraine in ihrer Notwehr zu helfen, und dass Europa da zusammenstehen muss. Das Motto ,Frieden schaffen ohne Waffen’, das einige Gruppen in der Kirche weiter vertreten, gilt es nachzuschärfen.“
5 | Echternach. Was lässt sich all dem Dunklen entgegensetzen? Nach zwei Jahren Corona-Pause fand die berühmte Springprozession zu Ehren des heiligen Willibrord (658–739) wieder statt. „Wir wollen ein Zeichen setzen für Frieden, für Versöhnung, für eine Welt, die das Evangelium von Jesus Christus achtet“, erklärte der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich.
6 | Vatikan. Die neue Verfassung des Vatikans, die an Pfingsten in Kraft getreten ist, stellt nach Ansicht des Experten Marco Politi eine weltanschauliche Wende in der Spitze der katholischen Kirche dar. Evangelisation und Wohltätigkeit würden mit der Reform stärker akzentuiert. Es handele sich weniger um eine reine Strukturreform, sondern zeige die Vision des Papstes von einer Kirche, die in der Tradition der ersten Apostel die frohe Botschaft verkünden und im Geist des guten Samariters leben soll.
7 | Herrnhut. Am Ende dieser speziellen Woche sei ausnahmsweise der Blick nach vorne erlaubt: Am Sonntag beginnt die Festwoche „300 Jahre Herrnhut“, mit der diese evangelische Freikirche an ihre Gründung erinnert. Überregional bekannt ist die Brüdergemeine durch ihren Weihnachtsstern und die „Losungen“.
Zitat Der Woche
„Das Problem ist, dass Altern ein negatives Image hat. Wenn wir jemanden mit Gehstock sehen, denken wir: O Gott, der kann ja nicht mehr richtig gehen. Das gilt es umzudrehen: Mit dem Gehstock kann die Person wieder spazieren, einkaufen gehen oder den Enkel auf den Spielplatz begleiten.“
Hannes Steinthaler, der im Alter von 77 Jahren seine Promotion abgeschlossen hat; in der FAZ.