Dass André Lorenz letzte Woche an dieser Stelle ausschließlich positive Nachrichten aus der Welt des Christentums aufgelistet hat, kam bei vielen von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gut an. Zwar hat Journalismus meist mit kritischen, umstrittenen Dingen zu tun. Das liegt in der Natur der Sache: Das viele, was an vielen Orten gut läuft, ist eben nicht das Außergewöhnliche, über das eine Zeitung berichten muss. Aber entscheidend ist, dass man sich nicht im Negativen verliert („Es geht eh alles den Bach runter“) oder diese Aspekte gar für die ganze Wirklichkeit hält. Und offensichtlich ist es sinnvoll, sich immer wieder auch des Guten, Sinnvollen zu vergewissern. Ihre Rückmeldungen auch in dieser Angelegenheit nehmen wir jedenfalls auf und überlegen, wie wir dies regelmäßig im Blatt realisieren können.
1 | Melilla/San Antonio. Dennoch haben uns auch in dieser Woche zunächst die schlimmen Nachrichten mit Wucht gepackt. An der nordafrikanischen Mittelmeerküste starben 37 Menschen bei dem Versuch, die meterhohen Grenzzäune zur spanischen Exklave Melilla zu überwinden. Und in einem Lastwagen in Texas wurden mindestens 46 tote Migranten entdeckt. Papst Franziskus rief auf: „Beten wir gemeinsam für unsere Brüder und Schwestern, die auf ein besseres Leben gehofft hatten und dabei umgekommen sind.“ Der Schriftsteller Navid Kermani äußerte sich schärfer: „Wir bauen uns hier unsere heile Welt und verteidigen wie autoritäre Regime unseren Wohlstand mit Waffengewalt.“
2 | Berlin. In Deutschland haben sich im vergangenen Jahr im Schnitt sieben antisemitische Vorfälle pro Tag ereignet – von verletzendem Verhalten und Bedrohungen bis hin zu Angriffen und Gewalt. Das geht aus dem Jahresbericht des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) hervor. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, macht eine „Enthemmung in Teilen der Bevölkerung“ aus.
3 | Oslo. Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt hat ein Mann zwei Personen getötet und mehr als 20 zum Teil schwer verletzt. Ermittler gehen von einem islamistischen Terrorakt aus. Einmal mehr habe sich die Welt unvermittelt von Fröhlichkeit und Liebe in Hass und Mord verwandelt, beklagte Ministerpräsident Jonas Gahr Störe.
4 | San Francisco. Auch noch schlimm oder nur skurril? Zu einer liturgischen Konferenz kommen derzeit Fans des vorkonziliaren Gottesdienstes in Kalifornien zusammen. Das Treffen solle „die intellektuelle Feuerkraft der Kirche zusammen mit der Kraft der sakralen Schönheit“ darstellen, so der einigermaßen geschmacklose Einladungstext. Getoppt wird das nur noch durch das offensiv beworbene Angebot, sich für viel Geld ein Treffen mit traditionell ausgerichteten Rednern zu kaufen: ein Abendessen mit Kardinal George Pell war demnach für 50000 Dollar zu haben.
5 | Tilburg. Während die Austrittszahlen aus der katholischen Kirche einen neuen traurigen Rekord erreicht haben, liefern sich zwei Theologen einen Streit, ob die „Sonntagspflicht“ noch zeitgemäß ist. Ich halte es mit dem in den Niederlanden lehrenden Stefan Gärtner, der sagt: „Wer den Sonntag zur Pflicht erklärt, hat Eucharistie nicht verstanden.“
6 | Vatikan. Und wo bleibt das Positive? Zum Beispiel hier: Die Vatikanzeitung hat die erste Ausgabe einer neuen Straßenzeitung präsentiert: L’Osservatore di strada, der Straßenbeobachter. Man wolle jenen eine Stimme geben, die normalerweise keine Stimme haben, heißt es. Beteiligt an der Gestaltung der Zeitung sind – neben Obdachlosen und Migranten – auch Persönlichkeiten aus der Kultur.
7 | Berlin. Rund die Hälfte aller Kinder unter sechs Jahren wird hierzulande auch weiterhin durch die Großeltern mitversorgt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage. Trotz aller staatlich bereitgehaltenen Angebote stehe deshalb fest: Oma und Opa sind gefragt! (so auch der Titel der Studie)