Gottesbild in BewegungDie Suche hört nie auf

Eine wesentliche Konstante in Jesu Suche nach Gott bestand darin, dass Gott ihm ein Leben lang jener ganz Andere geblieben ist, von dem schon das Jesajabuch spricht.

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege – / Spruch des HERRN“ (Jes 55,8). Dieser Herausforderung hat sich der historische Jesus gestellt und ist dabei als Gott-Suchender nicht müde geworden. Ein Ruhepol im Leben war Gott für Jesus jedenfalls nicht. Seine religiöse Biographie deutet vielmehr auf eine stete Bereitschaft zur Neuorientierung und mehrfachen Veränderung seines Gottesbildes.

Gottsuche und Weiterentwicklung des eigenen Bildes von Gott hängen – wie auch bei Jesus von Nazareth – mit Krisen zusammen, die von den Betroffenen als positive Chancen genutzt werden. Solche Menschen entpuppen sich häufig als religiös vielschichtig, sind aber zugleich für jene eine unbequeme Herausforderung, die Veränderung primär als Gefahr und weniger als Chance sehen oder sich als Verwalter des Zuganges zu Gott verstehen und ihr monopolisiertes Gottesbild nicht hinterfragt wissen möchten.

Martin Stowasser in: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte. Festschrift für Ludger Schwienhorst-Schönberger“ (Verlag Herder, Freiburg 2022)

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