Nur Kulisse?
Zum Kommentar „Kirchliche Willkommenskultur“ (CIG Nr. 29, S. 2)
Gute Gedanken, Herr Evers! Ich muss sagen, ich war zuerst auch auf der Linie von Frau Käßmann, und natürlich soll sich Kirche nicht zur Eventlocation degradieren lassen. Aber Sie haben mich überzeugt! Denn selbst wenn Lindner und seine Frau keine Christen sind und die Kirche für ihre Hochzeit nur Kulisse war, so sind doch viele andere gekommen, für die es vielleicht mehr war.
Dr. Gerhard Petrowitsch (auf cig.de)
Ich möchte Herrn Evers zustimmen. Kulisse ist ja nichts Böses. Im Gegenteil: Sie kann die Aussage unterstreichen, ja selbst Aussage sein. Aber gerade in diesem Fall hängt es ganz entscheidend von den Worten und dem Auftreten des Geistlichen ab. Mir fehlt oft bei einem Konzert und anderen kulturellen Veranstaltungen in Kirchen die deutliche Einladung durch den Pfarrer als Hausherr und als „Botschafter“ Jesu Christi.
Wolfhard von Boeselager (auf cig.de)
Mir als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche spricht Frau Käßmann absolut aus dem Herzen, und ich finde es mutig, richtig und wichtig, dass sie auf der „Bild“-Fläche so deutlich Position bezogen hat. Events wie auf Sylt gehören für mich zum Wühltisch voller Sonderangebote, die die Kirche(n) unglaubwürdig machen.
Matthias Walter, Nagold
Ein Punkt fehlt mir: Wenn sich die Brautleute bewusst für den kirchlichen Rahmen entschieden haben – warum hat dann nicht die dortige Pfarrerin die Predigt gehalten, sondern der Philosoph Peter Sloterdijk? Dessen Satz „Das Projekt Christentum ist gescheitert“ offenbart, bei allem Respekt vor der Geistesgröße dieses Mannes, seine innere Haltung.
Hier wurde leider eine Chance vertan. Wie gewinnend wäre es gewesen, hätten Lindner und Lehfeldt erklärt: Ja, wir sind ausgetreten, aber ganz bewusst möchten wir unsere Ehe gerade auch mit Segen und daher mit Worten einer Pfarrerin beginnen.
Ralph Elsner, Euskirchen
Herr Lindner hat seine Nichtzugehörigkeit zu einer Kirche sicherlich sehr überlegt entschieden. Das ist zu respektieren und auch völlig in Ordnung. Sollte man ihn jedoch in dieser Haltung ernst nehmen, dann wäre es mehr als glaubwürdig, wenn man dabei auf alle damit verbundenen Rahmenbedingungen auch konsequent verzichtet. Dass Persönlichkeiten wie Bundeskanzler Scholz, sich in einem solchen Kontext „etwas von der Kirche sagen lassen“, wie es in dem Kommentar heißt, bleibt zweifelhaft.
Will man sich als Kirche nicht entwerten lassen, sollte man sich für eine solch wenig würdige Staffage nicht hergeben. Dies hat eine ganz andere Qualität als die im Beitrag von Herrn Evers angeführten Beispiele der sogenannten U-Boot-Christen.
Dr. Andreas Hautkappe, (Bottrop-)Kirchhellen
Ich kann die Aufregung verstehen. Allerdings sehe ich in der Frage des Umgangs mit Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, keine einfachen Lösungen. In meinem langen Priesterleben bin ich immer wieder damit konfrontiert worden. Bei der Beerdigung von Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind oder einer anderen Konfession angehören, tue ich mich noch relativ leicht. Ich habe aber auch – nach eingehenden Gesprächen – zwei Geschiedenen, die aus der Kirche ausgetreten sind, den Segen Gottes zugesprochen. (Das hat kirchenrechtlich nichts mit dem Sakrament der Ehe zu tun!)
Ich kann nicht sagen, ob die Bitte des Ministers einem echten inneren Bedürfnis entsprach oder ob er andere Gründe hatte. Aber wir dürfen niemanden wegstoßen, der um den Segen Gottes für sein Leben bittet. Und wenn wir von Leuten missbraucht werden, ist das nicht so schlimm, wie wenn wir einem, der um ein Brot bittet, eine Schlange geben.
Abt em. Franziskus Heereman OSB, Frankfurt
Liebe und Güte
Zum spirituellen Impuls „Keine Angst“ (CIG Nr. 29, S. 5)
Die wenigen Sätze von Michael Broch über die Angst vor Gott zeigen den riesigen, furchtbaren Rahmen eines Gottesbilds mit Druckausübung, Verdammnis und Hölle. Viele Menschen schütteln dieses Joch heute ab. Erfreulich, dass dies inzwischen wenigstens einige Kirchenleute schon bemerkt haben. Denn es ist höchste Zeit zum Umsteuern auf jenen Gott, der uns durch Jesus in seiner Güte und Menschenfreundlichkeit erschienen ist.
Dieter Müller, Magdeburg
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