Vor gut eineinhalb Jahren habe ich die schöne Aufgabe übernehmen dürfen, den CHRIST IN DER GEGENWART als Kreativberater zu begleiten. Das war ein inspirierender, aufregender Abschnitt, auf dessen Gipfel diese traditionsreiche Zeitschrift und ihre Beilagen Bilder der Gegenwart und Bücher der Gegenwart ein neues Erscheinungsbild bekommen haben. Die positive Resonanz hat mich persönlich sehr gefreut. Warum ich das alles schreibe? Nun, in dieser Woche endet meine Kreativberatung des CIG, und ich werde mich anderen, hoffentlich auch schönen Aufgaben zuwenden. Jetzt blicke ich nochmal zurück – auf sieben besondere Momente dieser Woche.
1 | Freiburg I. In der Zeitschrift Herder Korrespondenz fordert EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich einen „digitalen Systemwechsel für kirchliche und religiöse Angebote“. Sie möchte darüber nachdenken, Kirche nicht mehr als „physische Organisation“ mit digitalen Ausdrucksformen zu verstehen, sondern umgekehrt als digitale Organisation mit physischen Orten.
2 | Freiburg II. Tomáš Halík ist der vielleicht größte Theologe unserer Zeit. Also wählt er auch große Worte: Die aktuellen Herausforderungen, zum Beispiel der Klimawandel, könnten nur mit Hilfe der Religionen bewältigt werden. „Die Heilung der Welt setzt eine inspirierende geistige Kraft voraus.“ Alles nachzulesen in der aktuellen Ausgabe von Stimmen der Zeit, die im Freiburger Herder Verlag erscheint.
3 | Vatikan I. Große Veränderungen hat der neue Kapuziner-Provinzial Helmut Rakowski im Gespräch mit Radio Vatikan angekündigt. Mit „leichtem Gepäck“ solle sein Orden in die Zukunft gehen. Mehr Seelsorge, weniger Strukturen. Mehr persönliche Begegnung, weniger Häuser, lautet die Devise, die beim Provinzkapitel der Kapuziner verabschiedet wurde.
4 | Itzehoe. Mein Großvater war Jahrgang 1908, genau wie Josefine Ollmann. Die älteste Deutsche starb am 16. Juli in einer Pflegeeinrichtung in Itzehoe mit 113 Jahren, 36 Jahre nach meinem Opa. Vielleicht hätte er es machen sollen wie Ollmann. „Sie nahm Ginseng und Steinmehl aus Österreich und hat Bridge gespielt“, sagte ein Familienangehöriger.
5 | München. Julius Döpfner (1913–1976) war einer der bedeutendsten deutschen Kardinäle des 20. Jahrhunderts. Dem früheren Münchner Erzbischof, Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Moderator des Zweiten Vatikanischen Konzils wird jedes Jahr an dessen Todestag am 24. Juli in einem Gottesdienst gedacht. In diesem Jahr war das Erinnern jedoch getrübt. „Wir sehen seine große Gestalt vor uns“, sagte Kardinal Reinhard Marx in der Gedenkmesse. Und weiter: „Aber wir verschweigen auch nicht das große Versagen.“ Kardinal Döpfner wird im Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising Fehlverhalten in 14 Fällen vorgeworfen.
6 | Damaskus. Fassungslos können wir immer wieder nur fragen: Warum? Bei der Weihe einer neuen orthodoxen Kirche in der syrischen Provinz Hama wurde das Gotteshaus von einer Drohne angegriffen. Ein Mensch starb, zwei weitere wurden verletzt.
7 | Vatikan II. Kein Rückblick ohne Papst Franziskus. Bei seiner Kanadareise richtete er berührende Worte an die Indigenen. „Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde“, sagte er vor Überlebenden auf dem Gelände einer früheren Internatsschule in Maskwacis/Alberta. Das sind Worte, die man zum sexuellen Missbrauch durch Geistliche auch in Deutschland gerne mal gehört hätte. Worte, die es dagegen nicht gebraucht hätte, stehen in der Erklärung des Vatikans zum Synodalen Weg in Deutschland. Heiße Luft, ohne Absender. Die richtige Einschätzung dazu lesen Sie im nachfolgenden Zitat.
Der Wochenrückblick von
André Lorenz