Die Zeichen der Zeit stehen nicht außerhalb oder entgegen der Tradition, sie sind vielmehr konkreter Ort ihrer Entwicklung. Sie stehen nicht an sich quer zur dogmatischen Kontinuität der Kirche, sondern fordern ihre aktuelle Plausibilisierungsmöglichkeit heraus. Der Glaube der Kirche im Angesicht der Zeichen der Zeit wäre dann verstanden als Hören und Verstehen des Wortes Gottes in der Gegenwart und als Vertrauen auf die Verstehbarkeit dieses Wortes in der Sprache dieser Zeit; er wäre zugleich verstanden als ein Zeichen für die Zeit, sich neu aus ihm heraus verstehen zu können.
Klaus von Stosch in: „Allumfassend. Vielfalt als Grammatik des Katholischen“ (Verlag Herder, Freiburg 2022)