Ihre PostLeserbriefe

Zu lau?

Zum Kommentar „Ein Lob auf die Lauen“ (CIG Nr. 35, S. 2)

Die Ambivalenz des Begriffes „lau“ blinzelt zwischen einer Mischung aus Warm und Kalt mit Richtung Goldener Mitte und der mangelnden Entschiedenheit. Das Wort aus Offb 3,16 zielt jedoch klar auf Letzteres, denn der Sprecher droht, den Lauen auszuspeien. Bei aller Sympathie für ein Mittelmaß geht es doch eben schon seit der Antike um eine klare Entschiedenheit für die Mitte allen Daseins, das Göttliche: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“

Michael Rudolf, Aindling

Ich halte den Kommentar für einen gelungenen Impuls, um unsere Kirche anzuregen, das wahre Leben der Menschen in heutiger Zeit zu akzeptieren und in den Fokus zu stellen. Sehr schön ist der Bezug zur Antike! Als Wissenschaftler kann ich nur zu einer Kirche beitragen, die die Aufklärung akzeptiert, von den Menschen definierte Regeln (Zölibat, Frauen im Amt...) als an die Zeit anpassbar versteht und so auch ändert. Wenn das nicht gelingt, wird die Kirche zu einem kleinen Club Sektierern verkommen. Und das hat auch nichts mit der Situation der Ur-Kirche zu tun!

Prof. Dr. Albert Albers (auf cig.de)

Ist das Gegenteil des „Lauen“ wirklich der „Schwärmer“, gar der „Extremist“? Nicht vielleicht doch ein ehrlicher, um Glaubwürdigkeit bemühter, im Geiste Gottes tatkräftiger Christ? Der Text ist motiviert von der Sorge um unsere kirchliche Gemeinschaft. Insofern fühle ich mich sehr mit dem Kommentator verbunden. Ich glaube aber nicht, dass er recht hat, auch deshalb nicht, weil er, wie ich meine, mit seinen Aussagen die biblischen Grundlagen des Glaubens verlässt, in denen doch die Erfahrungen von unzähligen Generationen vor uns niedergeschrieben sind und die als Offenbarung gedeutet werden. Ich halte mich an Psalm 46, der mir Gelassenheit und Hoffnung gibt: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke.“

Marta Hirsperch (auf cig.de)

Mit den Armen

Zum Leitartikel „Platzverweis“ (CIG Nr. 35, S. 1)

Es gibt wenige Christen, die ganz bewusst die Tischgemeinschaft mit den Armen suchen. Ich gehöre auch nicht dazu. Selbst als Ordensfrau und Franziskanerin bin ich nicht wirklich arm. Das Thema „Armut“, zu der wir uns sogar in unseren Ordensversprechen verpflichten, wurde in vielen Generalkapiteln heiß diskutiert. Ihr Artikel gibt mir zu denken! Ich will den Weg zu denen suchen, die sich nicht eingeladen fühlen. Gelegenheiten fehlen nicht.

Sr. M. Basina Kloos, Waldbreitbach

Konsens?

Zum Interview „Die Politik kann viel von den Orden lernen“ (CIG Nr. 34, S. 3)

Schwester Emmanuela Kohlhaas meint, der Papst habe Recht, wenn er sagt, im kirchlichen Erneuerungsprozess würden „demokratische Mechanismen der Gegenwart, bei denen eine Seite einfach überstimmt wird, nicht funktionieren“. Diese Meinung widerspricht historischer Erfahrung und bedeutet eine Geringschätzung moderner Demokratie.

Schon das Apostelkonzil in Jerusalem war ein Kompromiss und kein Konsens. Man einigte sich darauf, auf einen einheitlichen Weg und einen Konsens in der Sachfrage zu verzichten, ohne der anderen Partei den guten Willen und das Christsein abzusprechen. Vernünftige Kompromisse nach langem Ringen und Debattieren – ja. Aber Konsens ist einfach sehr selten und kann gar kein Ziel sein. Kein einziges Konzil endete mit einem Konsens. Wenn wir also in der Weltkirche auf Konsens warten, warten wir bis zum Sankt Nimmerleinstag.

Theo Thilmann, Sulzbach

Gott und Virus

Zum Artikel „Grausame Schöpfung, liebender Gott“ (CIG Nr. 33, S. 5)

Die Frage nach dem liebenden Gott in der grausamen Schöpfung bewegt mich schon seit jungen Jahren, besonders aber seit ich vor 32 Jahren durch eine Gehirnentzündung weitgehend berufsunfähig wurde. Und das nach 18 guten Jahren als Kaplan und Schulpfarrer. Danach stellte sich mir immer wieder die Frage: Hat Er, der Schöpfer dieser wunderbaren Welt, auch diesen Virus erschaffen? Wie kann ich Ihn dafür loben und singen: „Herr, wir preisen deine Stärke und bewundern deine Werke“? Gott sei Dank habe ich nicht aufgehört zu beten und Ihn immer wieder anzurufen.

Pfr. em. Franz Köster, Recke


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