Etwa 30 Autorinnen und Autoren, namhafte und weniger bekannte, hat Rosemarie Egger wieder um eine „gute Frage“ versammelt: um die Frage nach unserer Freiheit und Bestimmung. Da es sich um lauter Leute handelt, die sich ernsthaft denkend auf die philosophisch-theologische Frage einlassen, entsteht ein breites Spektrum an Zugängen, Denkstilen und Einsichten. Viele äußern sich sehr persönlich; da treffe ich dann auf Formulierungen wie „Mir gefällt“, „Mir fällt ein“, „Ich kenne viele Menschen, die...“. Alle bringen ihre Lebens-, Berufs- oder Denkerfahrung ein, greifen auf Autoren und Positionen zurück, die ihnen selbst wichtig geworden sind und ihre Einstellung prägen.
So gibt es zahlreiche kostbare Perlen zu entdecken, die Lust machen zum Verweilen und zum Nach- und Weiterdenken. Der Zugang ist mal eher dozierend (wie bei Frank Meier-Hamidi), mal stringent argumentativ (wie bei Andreas Knapp oder Jürgen Moltmann), mal von einem Song aus der Jugendkultur inspiriert (wie bei Heike Helmchen-Menke), mal von der Lebensweisheit eines Ecuadorianers (wie bei Kristina Durand), mal von theologischen und psychologischen Positionen (wie bei Anselm Grün).
Ganz klar ist es so und von vornherein zu erwarten, dass mich nicht alles gleich anspricht oder mir gleich nachvollziehbar ist. Und eine eindeutige Antwort, ob wir uns nun eher als Freigelassene Gottes oder als von göttlicher Liebe Vorherbestimmte verstehen sollten, bietet das Buch auch nicht. Aber es fasziniert mich doch, wie in diesem Kreisen um die Freiheitsfrage eine besondere Art von Theologie entsteht. Sie ist nicht lehrhaft und systematisch (was auch einen Wert hat), sondern vielperspektivisch und netzwerkartig. Vielleicht wird aber gerade diese Art des Zugangs zu einer grundlegenden Menschenfrage dem Facettenreichtum der göttlichen Wahrheit besonders gerecht.