Im Juli 2021 verstarb Bejarano mit 96 Jahren. Doch sie hinterlässt ein Vermächtnis: Vier Wochen vor ihrem Tod gab sie ihr letztes Interview, das nun in einem kommentierten Band erschienen ist. Bejarano sprach über die deutsche Erinnerungskultur, die Geschichte des Nationalsozialismus und die gegenwärtigen Rassismus-Probleme in Deutschland. „Ich kann nicht verstehen, warum Menschen andere Menschen hassen“, sagte sie. Diesen Hass hat sie selbst erfahren müssen. Mit 18 Jahren wurde sie ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt: „Der größte Friedhof der ganzen Welt.“ Als Musikerin spielte sie im Orchester, wenn Insassen auf die Felder zogen oder ausgezehrt von der harten Arbeit zurückkehrten. Und auch während Menschen in die Gaskammer geschickt wurden.
Doch die Musik rettete ihr das Leben. Nach dem Krieg studierte sie in Tel Aviv Gesang. Noch als über 90-Jährige stand sie mit einer Kölner Hip-Hop-Band auf der Bühne, machte Musik mit Christen und Muslimen. Esther Bejarano war es ein Anliegen, jungen Menschen zu vermitteln, dass sich das dunkelste Kapitel der Geschichte nicht wiederholen dürfe. „Viele Leute haben mitgemacht und haben sich gar nicht darum gekümmert. Das darf nicht mehr sein. Es darf nicht mehr geschwiegen werden!“ Im Gespräch mit dem 18-jährigen Studenten Kay Moritz Ebbinghaus und dem 16-jährigen Auszubildenden Florian Bessel gibt sie der nachkommenden Generation daher eine Botschaft mit auf den Weg: „Ihr habt keine Schuld an dem, was damals geschah. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nicht wissen wollt, was damals geschah.“