Ein angeblich aus dem chinesischen Sprachraum stammender Fluch lautet: „Mögest du in interessanten Zeiten leben.“ Dahinter steht der Gedanke, dass die Zeiten, die für Historiker im Nachhinein besonders spannend sind, für die Beteiligten meist alles andere als angenehm waren. Mit einer Jahrhundertpandemie, einer sich anbahnenden Energie- und Wirtschaftskrise und einem Krieg in Europa, in dem von Tag zu Tag neue rote Linien überschritten werden, gibt es wohl keinen Zweifel, dass wir aktuell in sehr interessanten Zeiten leben. Doch neben den großen Weltereignissen gibt es auch kleinere Geschehnisse, die Wellen schlagen können.
1 | Mexiko. Nach einem schweren Erdbeben letzte Woche wurde inzwischen mit den Reparaturarbeiten begonnen. Ein Beben der Stärke 7,6 hatte mehrere Gebäude – darunter acht Kirchen – beschädigt. Einsturzgefahr besteht nicht, wie die Verantwortlichen jetzt mitteilten. Es wurden keine Gläubigen verletzt. Die Westküste Süd-, Mittel- und Nordamerikas zählt zum sogenannten „Pazifischen Feuerring“, der geologisch aktivsten Region der Welt, in der sich etwa 90 Prozent aller weltweiten Erdbeben ereignen.
2 | Italien. Ein Beben anderer Art erschütterte am Wochenende Italien, wo die radikale Rechte um Giorgia Meloni die Parlamentswahl gewonnen hat. Die Politikerin hatte im Wahlkampf mit dem Slogan Ich bin Mutter, ich bin Christin geworben. „Das gibt der Kirche in Zukunft vielleicht eine gewisse Möglichkeit, dass sie zumindest gehört wird“, schätzt der Leiter von Vatican News, Stefan von Kempis, die Lage ein. „Darum wird es jetzt durchaus den ein oder anderen Bischof geben, der sich klammheimlich denkt: Ist ja gar nicht so schlecht das Ergebnis.“
3 | Russland. In einer Predigt verglich Patriarch Kyrill das Sterben im Kriegseinsatz mit dem Tod Jesu am Kreuz. Wer sein Leben für Russland gibt, leiste ein Opfer, das „alle Sünden abwäscht“. Ein neuer Tiefpunkt im Versuch, den Angriffskrieg mit theologischer Rhetorik zu „heiligen“.
4 | USA. Auch in den Vereinigten Staaten gibt die enge Verknüpfung von Religion und Politik zu denken: Wie eine Umfrage der University of Maryland jetzt ergab, wünschen sich drei Viertel der konservativen Evangelikalen, dass Amerika offiziell zur „christlichen Nation“ erklärt wird. Die starke Resonanz könnte die Republikanische Partei dazu bewegen, das Thema für die Zwischenwahlen Ende des Jahres aufzugreifen, so die Autoren der Studie. Die Mehrheit der befragten Katholiken sprach sich gegen eine solche Verbindung von Religion und Staat aus.
5 | Israel. Seit Beginn des Kriegs im Februar haben viele russische Juden in Israel Zuflucht gesucht. Durch die Teilmobilmachung, bei der hunderttausende russische Männer in den Kriegsdienst eingezogen werden sollen, nahm die Zahl noch einmal deutlich zu. „Wir bereiten uns auf eine große Einwanderungswelle vor“, hieß es aus dem zuständigen Ministerium.
6 | Türkei. Die Hagia Sophia ist in Gefahr, warnen Experten. Schuld sind allerdings nicht Kriege oder Erdbeben, sondern die zahllosen Gläubigen, die das berühmte Weltkulturerbe besuchen, seit es vor zwei Jahren wieder vom Museum zur Moschee erklärt wurde. Die Besucher hätten oft kein Gefühl dafür, wie empfindlich die antiken Fliesen und Mosaike sind, berichten einheimische Fachleute. „Allein der Schweiß, den Millionen ausgezogener Schuhe abgeben, gefährdet das Gebäude“, so der Kunsthistoriker Serif Yasar in der Süddeutschen Zeitung.
7 | Deutschland. Zuletzt eine Meldung, die das Selbstverständnis einiger Pfarrbrief-Redaktionen erschüttern könnte: Der Kommunikationsberater Erik Flügge warnt davor, Pfarrbriefe zu professionell zu gestalten. „Was sich anfühlt wie von Leuten aus der Nachbarschaft, wird auch angeschaut von den Leuten aus der Nachbarschaft“, sagte er dem Portal Pfarrbriefservice.de.