Das Kapitel zum Thema „Krankheit“ habe ich als stärkstes der in diesem Band gewählten Stichworte empfunden. Es mag damit zusammenhängen, dass Anselm Grün ganz offen von seiner Krebserkrankung und dem Verlust einer Niere berichtet, und ich dasselbe Schicksal gerade auch erlebt habe. Besonders das, was er dabei vom „zweiten Schritt“ nach der Annahme der eigenen Begrenztheit schreibt, ist bedenkenswert: nämlich zu denken, wenn man gesund lebe und eine gesunde Spiritualität habe, könne man nicht krank werden. Dies ist eine Illusion, die nicht wenige Menschen haben, die sich als Gläubige betrachten.
Der von Anselm Grün und Helena Schröder, seiner Nichte, herausgegebene Band versammelt viele prominente Autorinnen und Autoren, die entweder mit Pater Anselm verwandt oder mit ihm zusammen Verfasser seiner Bücher sind. Nur wenige kommen zu Wort, die selbst noch kein Buch veröffentlicht haben. Es verwundert nicht, dass die einzelnen Beiträge mehr oder weniger dem Anspruch des Buches gerecht werden, zu zeigen, was in schwierigen Lebenssituationen Halt gegeben hat, geholfen hat, diese Krisen zu bewältigen. Neben den Kapiteln über Einsamkeit, Trauer, Narzissmus, Entwertung und Übersehenwerden sind die Beiträge über Trauer, Angst und Depression neben dem über Krankheit die ergiebigsten. Hier kommen ausgesprochene Fachleute zu Wort, wie Psychiater und Therapeuten, die gezielte Information bieten.
Der Band beruht auf einer Instagram-Aktion, bei der ein Mal im Monat Prominente eingeladen waren, zu einem bestimmten Thema aus christlicher Sicht zu schreiben. Jedes Kapitel wird nun von einem Beitrag von Anselm Grün eingeleitet. Daran schließen sich mehrere teils kurze, teils längere Artikel an. Den Abschluss bilden stets Antworten von Anselm Grün auf Fragen zum Thema und „Anselm Grüns Wunsch“ an die Leserinnen und Leser. Die Autorinnen und Autoren werden am Schluss des Buches kurz vorgestellt. Unter ihnen befinden sich bekannte Persönlichkeiten wie Heinrich Bedford-Strohm oder Pierre Stutz.
Die Themen des Buches benennen Situationen menschlichen Erlebens, die Herausforderungen für das Selbstverständnis und den Glauben darstellen. Dabei zieht sich durch die Beiträge die Zuversicht, bei allen persönlichen Defiziten von Gott bejaht und angenommen zu sein.