Dankbarkeit: Jesus heilt die zehn Aussätzigen (Lk 17,11–19)Einer kommt zurück

Wie Dankbarkeit ein Leben verändern kann.

Undank ist der Welten Lohn. Diese Erfahrung musste auch Jesus machen – spätestens bei einer frustrierenden Begebenheit, die das Lukas-Evangelium einigermaßen schnörkellos überliefert. Zehn Aussätzige kommen Jesus entgegen und flehen ihn in ihrer Sprache um Hilfe an. Der lässt sich nicht lange bitten. Ohne größere Aktion und geradezu routiniert schickt er sie, gesetzestreu, wie er nun einmal ist, zu den Priestern, um sich von ihnen Heilung attestieren zu lassen.

Noch während die zehn Aussätzigen sich auf den Weg machen, werden sie tatsächlich gesund. Doch nur ein einziger, ein Samariter, ausgerechnet jemand, über den die damaligen Meinungsführer gern und oft die Nase rümpften, hält anschließend inne, preist Gott und kehrt von Herzen dankbar zu Jesus zurück. Die anderen sind auf und davon. Freilich werden sie ihre guten Gründe gehabt haben.

Die meisten waren wohl einfach damit beschäftigt, ihr alltägliches Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Trotzdem steht am Ende eine nüchterne Bilanz: Einer ist dankbar, die übrigen sind offenbar zu beschäftigt, um Dankbarkeit zu zeigen. Deuten sich hier etwa schon die Proportionen der Seelsorgesituation unserer Zeit und unseres Landes an?

Auf Jean-Baptiste Massillon, den Hofprediger des Sonnenkönigs, geht ein schöner Gedanke zurück. Er nennt die Dankbarkeit das „Gedächtnis des Herzens“. Vielleicht nimmt er Bezug auf den englischen Staatsphilosophen Francis Bacon, der in einem seiner geschliffenen Aphorismen festhält: „Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich.“

In unserer modernen Gegenwart gibt es zahlreiche psychologische Studien, die die positive Wirkung der Dankbarkeit auf Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen nachweisen. Demnach sind die Dankbaren optimistischer, fitter und sogar empathiefähiger. Besagte Studien zeigen auch, dass man eine Haltung der Dankbarkeit regelrecht einüben kann. Nicht wenige Verhaltensforscher sind sich heute sicher, dass Dankbarkeitsübungen das Glücksempfinden von Menschen nennenswert steigern und umgekehrt stressbedingte Erkrankungen deutlich lindern können. Wer also statt des Bizeps Dankbarkeit trainiert, tut sich und seiner (mentalen) Gesundheit etwas Gutes.

Die Christinnen und Christen des Anfangs waren in dieser Hinsicht gut im Training. Selbst als verschwindend kleine, vielfach angefeindete Minderheit haben sie sich die Gabe der Dankbarkeit bewahrt. Ihre sonntäglichen Gottesdienste nennen sie schon bald Eucharistia. Es ist das griechische Wort für Dankbarkeit. In seiner Anwendung auf das frühchristliche Herrenmahl, die sich schon im zweiten Jahrhundert nachweisen lässt, spiegelt der Begriff zum einen die Dankbarkeit Jesu, der beim Stiftungsmahl des Neuen Bundes sein Dankgebet an den Vater richtet, zum anderen die Dankbarkeit der Glaubenden wider, die wissen, weshalb sie sich Sonntag für Sonntag aus dem Bett gequält und auf den Weg zum Gottesdienst gemacht haben.

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