7 Momente aus 7 Tagen: Entlarvt

Spätestens seit Beginn der Jungsteinzeit offensichtlich ist der Mensch, naturwissenschaftlich gesprochen, als Organismus bemüht, nicht mehr sich selbst der Umwelt, sondern die Umwelt (als natürliche bzw. geschaffene Gegebenheit) seinen Überlebensbedürfnissen anzupassen. Seit der Neuzeit hat diese Tatsache eine bisher in Vorgeschichte und Geschichte ungeahnte Dimension angenommen, die gipfelt in unserer modernen, technisch fortschrittlichen Zeit, in der nun das Wesenhafte, Fundamentale, Substantiale des Seins dran ist. In seinem Fortschrittswahn greift er medizinisch in das natürliche Genom, sowie soziologisch in die Geschlechtlichkeit des Menschen ein und will sie nach seinen eigenen Vorstellungen „verbessern“, weil seiner vermessenen Ansicht nach das natürlich Geschaffene nicht gut genug geschaffen ist (Ich spreche nicht von medizinischen Verbesserungen in Bezug auf Krankheiten). Der Mensch bemüht sich in „Zauberlehrlingsmanier“ und „auf Teufel komm raus“ auf allen naturwissenschaftlichen, geistigen und nun auch wieder christlich-religiösen Gebieten vermöge seiner menschlichen Alltagsvernunft die Schöpfung zu „optimieren“. Aber: „Wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe“. Mit dem Klimawandel, von dem nicht sicher ist, dass er nicht in einer Katastrophe endet, ist die Grenze der menschlichen, „zauberlehrlings“-gleichen Vernunft aufgezeigt. In Analogie befürchte ich das gleiche für alles andere Geschaffene, wie es in Gen 1 aufgezeigt ist. Ich kann nur hoffen, dass der „Meister“, den ich als unseren personalen Gott deute, sich gnädig und rechtzeitig ins Bewusstsein der Menschheit senkt, und ihn von seiner postmodernen Hybris heilt. Von „Weiterentwicklung der Offenbarung“ zu sprechen halte ich für überhaupt nicht richtig.

Ich möchte bezüglich der Kommentare nur daran erinnern, dass das kirchliche Lehramt einst Galilei verurteilt hat, weil seine Erkenntnisse der Bibel widersprachen. Wenn Kirche heute wissenschaftliche Erkenntnisse der Sexulethik und der Humanwissenschaft anerkennen würde, hat das nichts mit Zeitgeist und Bibelwiderspruch zu tun. In Sachen Sklaverei und Untertanengeist und Kiegsführung beziehen wir uns auch nicht mehr auf die Bibel.

Der Autor sollte m.E. die Begrifflichkeit „Weiterentwicklung der Offenbarung“ nicht verwenden. Sie assoziiert, dass der Mensch sich die Welt so macht, wie sie ihm gefällt, und dass Offenbarung nichts anderes als ein vom „instinktreduzierten“ Wesen Mensch geschaffenes Kulturphänomen ist. Das ist nicht grundlegende christliche Glaubenswahrheit. Mit Vorsicht, weil nicht bewiesen, zu behandeln ist m.E. auch die spekulativ-theoretische Gender-Theorie, von welcher der Vatikan sagt, dass sie eine Ideologie ist, also laut Definition eine menschliche „Denkart, die aus der rechten Bahn geworfen“ ist, eine Art „Wunschdenken“, das nicht deckungsgleich ist mit christlicher Offenbarung und Tradition.
Den Ideologie-Vorwurf des Autors kann ich nachvollziehen, gibt es doch in jeder gesellschaftlichen Gruppierung, auch in der Kirche, gegenaufklärerisch nach Macht strebende und machterhaltende Tendenzen, die umso stärker werden, je länger die nicht vom Heiligen Geist bestimmten Personen in Machtpositionen sitzen. Die Eigenschaft „menschenfeindlich“ erscheint mir jedoch journalistisch überzeichnet, sollte aber nicht zu ernst genommen werden.
Veränderbar, „weiterentwickelbar“ von uns Menschen ist nicht das Wesentliche, ist nicht das Kantische „Apriori“, sondern ausschließlich das „Akzidentielle“ in aristotelischem bzw. neuthomistischem Sinne. Nicht menschlich „weiterentwickelbar“, weil wesenhaft, sind für den Gläubigen gemäß Gen 1 der von der übernatürlich geistigen Wirkkraft, von Gott gut geschaffene „Mensch“ sowie seine Geschlechtlichkeit als „Mann und Frau“.

Zu der umstrittenen Äußerung von Kardinal Koch zum Synodalen Weg möchte ich als ganz kleines Licht doch Folgendes dazu bemerken:
Der Kardinal hätte meines Erachtens durch Hinweis auf Ereignisse in der Nazizeit lieber nicht provozieren sollen. Jedoch sehe ich seine Äußerung wie folgt an:
Die Gruppe evangelischer Christen meinte damals, es besser als die Kirchenleitung zu wissen, indem sie sich von der menschenverachtenden Ideologie der Nazis hatten beeinflussen lassen. Vermutlich sieht der Kardinal es in Bezug auf die Forderungen der Teilnehmer am Synodalen Weg ähnlich, nämlich, dass sie die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals dazu benutzen, die Glaubenslehre der Kirche ändern zu wollen, weil es katholische Christen gibt, die sich der Lehre der Kirche nicht mehr unterwerfen, sondern selbst bestimmen wollen, was richtig und falsch ist.
Ich selbst kann nicht verstehen, wie sogar Bischöfe der Meinung sind, die Kirchenleitung müsste die Lehre dem Zeitgeist anpassen. Wem dieselbe nicht passt, kann doch zu igendeiner anderen religiösen Gruppe wechseln! Warum soll man das verhindern wollen?