Folgefehler
Zum Beitrag „Entlarvt“ (CIG Nr. 41, S. 2)
In geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzungen ist der Analogievergleich alltäglich und sollte als solcher erkannt werden. Kardinal Koch vergleicht eindeutig nichts mit dem NS, sondern weist auf ein Analogbeispiel des Denkens hin, das seit den 1920ern viele Intellektuelle fesselte und z.B. im Falle Heideggers jüngst nochmals deutlich offengelegt und kritisiert wurde: die Blut-und-Boden-Konzeption, auf welche Koch verweist. Koch ist der Analogiehinweis zu verdanken, dass falsche Anwendung der Quellen des Denkens zu schweren Folgefehlern führt. So ist das Sprachwirrwarr des synodalen Papiers zur Offenbarung in Bezug auf Zeitgeist, Zeichen der Zeit und gemeinsamen Glaubenssinn eine Falle wegen der unklar gebrauchten Begrifflichkeiten. Das Theologumenon, dass die Offenbarung in Jesus Christus kulminiert und abgeschlossen ist, fordert eine saubere Begrifflichkeit für die Interpretation der „Zeichen der Zeit“. In diese Richtung zielte Koch. Ihn so misszuverstehen, wäre nicht nötig gewesen.
Michael Rudolf, Aindling
Dankbarkeit
Zum Beitrag „Einer kam zurück“ (CIG 41, S. 1)
Bei den zehn Aussätzigen, die Jesus zu den Priestern schickt, handelt es sich offensichtlich um zehn religionsmündige Männer, die zusammen einen Minjan bilden können, ein Quorum von zehn Teilnehmern, das nach israelitischem Gesetz Voraussetzung für den jüdischen Gottesdienst ist. Einer verlässt sie, um Jesus, der Quelle seines Heils, zu danken.
Ohne den Samariter, diesmal Symbol der Dankbarkeit und des Lobpreises, sind die übrigen neun allein nicht mehr imstande, das Gesetz zu erfüllen. Danken und Loben: Sind sie nicht auch für uns Voraussetzungen zum Glauben?
Johannes M. Fürth, Hagen
Übersetzung
Zum Artikel „Endlichkeit“ (CIG Nr. 41, S. 2)
Der brasilianische Erzbischof Helder Camara sagte einmal: „An den Marxisten stört mich, dass sie immer nur Marx zitieren, anstatt zu fragen, was Marx heute sagen würde“. Wie es mit dem Marxismus weiterging, ist bekannt. Sieht es für das Christentum ähnlich aus? Natürlich: Viele Probleme von heute gab es zu Zeiten Jesu noch nicht. Müssten wir – auf der Basis seiner überlieferten Aussagen – nicht fragen, was Christus uns heute (!) sagen würde, die – gleich bleibende – Botschaft des Evangeliums also übersetzen? Liebe zum Nächsten heißt sicher auch Bewahrung der Schöpfung, Generationengerechtigkeit und manches mehr. So gesehen, sagt die Bibel schon einiges auch zu den heutigen Krisen, und das sogar mit aller Deutlichkeit. Das sollte für uns Anlass zum Nachdenken (und zum Handeln) sein!
Gunther Britz, Saarwellingen
Neue Kirche?
Zum Beitrag „Aufbruch zu einer neuen Kirche“ (CIG Nr. 41, S. 2)
Dem Autor ist nur zuzustimmen: Ein Drittes Vatikanum brauchen wir nicht; das Potential des Zweiten Vatikanums ist auch nach 60 Jahren noch lange nicht ausgeschöpft. Weiterführende Vorschläge sind zu entwickeln; im synodalen Prozess sind Lösungen von Problemen gemeinsam zu suchen. Pluralität in theologischen und pastoralen Positionen, Einbeziehung von Frauen in kirchliche Hierarchien, Vertiefung der Ökumene und des interreligiösen Dialogs sind authentische Fortschreibungen des Zweiten Vatikanums.
Klaus Beurle, Würzburg
Vertrauen
Zum Beitrag „Auf der Suche nach dem Kern“ (CIG 41, S. 3)
Auf der Suche nach dem Kern des Glaubens betont der Beitrag das Vertrauen auf Gott. Dieses Vertrauen zeigt sich auch im „Vaterunser“. Denn hier wird Gott zu Beginn mit der Vater-Anrede als absolut vertrauenswürdig angesprochen. Und wenn dann am Ende die Bitte kommt: „Und führe uns nicht in Versuchung“, dann steht wohl hier nicht die Versuchung an, ethische Einzelanweisungen zu übertreten, sondern die Versuchung, in Situationen größter Not und einer damit verbundenen Gottverlassenheit das Grundvertrauen auf Gott zu verlieren.
Harald Weis, Würzburg