7 Momente aus 7 TagenGegenüber

Der Wochenrückblick.

Vor hundert Jahren erschien ein unscheinbarer Essay, eine leise vorgetragene Beobachtung in teils unzugänglicher, mystischer Sprache, die dennoch einer der wirkmächtigsten intellektuellen Erfolge der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg werden sollte. Martin Bubers Ich und Du wird zwar meist mehr zitiert als gelesen, was schade ist. Hat man sich dem schwärmerischen, bildhaften Stil des Autors aber erst geöffnet, so folgt man Buber in die Weiten der Personalität und der befreienden, schöpferischen Beziehung: zwischen Mensch und Mensch, aber auch zwischen Mensch und Gott. Erst durch diese Beziehung kann der Mensch Mensch sein und als solcher leben; kann als Geschöpf in Beziehung zu seinem Schöpfer treten. Dass die säkulare Welt, obgleich solchen Sprachbildern gegenüber zumeist verschlossen, dennoch in Feuilleton und Wissenschaft fortwährend Buber zitiert, ist ein feiner Grund, an dieses große Jubiläum eines kleinen Textes zu erinnern.

1 | Köln. Zum ersten Mal erscholl der Ruf eines Muezzin in Köln, allerdings nicht vom Minarett der Zentralmoschee, sondern aus zwei Lautsprechern über deren Eingangstür und nur mit 60 Dezibel. Es ist nicht der erste Muezzin-Ruf in Deutschland, auch beispielsweise in Krefeld oder im hessischen Raunheim ist der muslimische Aufruf zum Gebet zu hören. Doch hatte die Zugehörigheit der Kölner Moschee zur DITIB, die der türkischen Religionsbehörde untersteht, im Vorfeld zu Kontroversen geführt.

2 | Bonn. Die deutschen Grünen wollen Missbrauch in der Seelsorge in das Strafgesetzbuch aufnehmen. Damit wäre dieser dem Missbrauch durch Ärzte und Therapeuten gleichgestellt. Zudem fordert die Partei, das kirchliche Arbeitsrecht sowie den Paragraphen 218 abzuschaffen, der die Strafbarkeit von Abtreibungen regelt.

3 | Rom. Papst Franziskus hat den weltweiten Synodalen Prozess um ein weiteres Jahr bis 2024 verlängert. Vermehrt solle auch die Beteiligung der Laien in den Blick genommen werden. Das Synodalpräsidium des deutschen Synodalen Weges begrüßte die Entscheidung. Laien seien „auf vielen Feldern die eigentlichen Experten“.

4 | Prag. Die alt-katholische Kirche der Tschechischen Republik führt die Frauenordination sowie die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ein. Damit können, mit Ausnahme der polnisch-katholischen Kirche, nun in allen Teilkirchen der Utrechter Union Frauen zur Priesterin geweiht werden. Vorangegangen war die alt-katholische Kirche Deutschlands, wo schon seit 1996 die Frauenordination möglich ist.

5 | Berlin. Das Auswärtige Amt will zukünftig darauf verzichten, Religionsvertreter als externe Berater für das Referat „Religion und Außenpolitik“ zu verpflichten. Eine Wiederaufnahme der Praxis sei nicht geplant. Das Referat war nach einer Kontroverse um die ungenügende Antisemitismus-Distanzierung einer muslimischen Beraterin einer Überprüfung unterzogen worden.

6 | Washington. Die Stanford University hat sich dafür entschuldigt, in den 1950er Jahren jüdische Studierende systematisch ausgeschlossen zu haben. Die damalige Universitätsleitung hatte den Akten zufolge die Zahl jüdischer Studierender an Elite-Universitäten verringern wollen, was die Universität jahrelang bestritten hatte.

7 | Salamanca. Eine „hyperrealistische“ Christus-Figur wird derzeit in der Kathedrale der spanischen Stadt ausgestellt. Versehen mit echtem Menschenhaar und 250 künstlichen Wunden von Peitschenhieben soll die 1,78 Meter große Figur die „physischen Zeichen der Leiden des Herrn und der Liebe Gottes“ zeigen, „die in Jesus Christus Fleisch“ werde.

Der Wochenrückblick von

Wenzel WIdenka

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