„Palimpsest“ lautet der Titel einer Installation der Künstlerin Doris Salcedo, die aktuell in der Fondation Beyeler (Riehen / Schweiz) zu sehen ist. Ein Palimpsest ist ein Schriftstück, dessen ursprünglicher Text abgeschabt und das neu beschrieben wurde. Diesen Kreislauf der Einschreibung und Auslöschung überträgt die Künstlerin auf das Flüchtlingssterben im Mittelmeer: In die Steinplatten am Boden sind die Namen von Migranten eingraviert, die auf der Flucht übers Meer ums Leben gekommen sind. Zusätzlich bilden durch das Gestein gepumpte und wieder versickernde „Wasser-Buchstaben“ weitere Namen ertrunkener Geflüchteter. Dank Fluoreszenzfotografie können heute die verschwundenen Zeilen auf Palimpsesten wieder kenntlich gemacht werden. Ähnliches gelingt auch der Installation: Sie macht die Namen und das Leid hunderter verstorbener Migranten sichtbar, entreißt sie dem Vergessen und ist so eine Mahnung an alle Betrachtenden. (© the artist, Foto: Mark Niedermann)