Gott wirkt in dieser Welt. Dieses Bekenntnis gehört zum Kern des jüdisch-christlichen Glaubens, und die Bibel bezeugt dies von Anfang an. Gott hat die Welt erschaffen, sein Volk begleitet sowie an und mit unzähligen Frauen und Männern Geschichte geschrieben. Das entscheidende Handeln ist dabei die Auferweckung, die Gott an Jesus gewirkt hat – und die wir für uns erhoffen dürfen. „Der Glaube an die Auferstehung der Toten ist ein Glauben an die Handlungsbereitschaft Gottes, die genau dann gefordert ist, wenn angesichts des Endes der biologischen Prozesse allein Gott noch den Fortbestand einer Person ermöglichen kann“, schreibt der Jesuit Godehard Brüntrup in der aktuellen Spezial-Ausgabe der Herder Korrespondenz. Zusammen mit etlichen weiteren Autorinnen und Autoren zeigt er: Die Gottesfrage ist nach wie vor lebendig.
Gerade das Thema des Handelns Gottes ist zentral für die Relevanz des Glaubens. Wenn es hier Abbrüche gebe, sei das sogar gefährlicher als ein kämpferischer Atheismus, denn es führe zu einer schleichenden Aushöhlung. „Sobald die Gläubigen das Handeln Gottes in ihrem Leben nicht mehr als wirksam erleben, gerät die Religion zunehmend zu einem rein ästhetischen Ornament einer Welt, in der ganz andere Kräfte als Gott das Sagen haben.“ Ja, mehr noch: „Ein Gott, der die Zukunft nicht gestalten kann, ist ein toter Gott“, so Brüntrup. Gebete und Rituale wären dann letztlich nur Selbstbeschwichtigung und Autosuggestion der Gläubigen.
Doch wie kann das Wirken Gottes begriffen werden? Godehard Brüntrup ist überzeugt, dass ein naturwissenschaftliches Weltbild, das Gott völlig ausschließt, nicht trägt. „Die Naturwissenschaften beschreiben nur die Wechselwirkungen zwischen den Dingen, sie fragen nicht danach, was die innere Natur der Dinge ist.“ Insbesondere die Frage des Bewusstseins werde so nicht erklärt. Brüntrup beschreibt es als Grundelement des Universums. Das Handeln Gottes könne dann als das „Angebot“ an diesen inneren geistigen Pol der Materie verstanden werden, mit einem ebenso geistigen Gehalt zu korrespondieren, etwa sich gemäß einer mathematischen Ordnung zu organisieren. „Gott wäre dann gerade nicht der Widerpart der Naturgesetze, sondern derjenige, der sie allererst ermöglicht, weil er der Natur eine geistig-mathematische Ordnung anbietet, die sie in Selbstorganisation ergreift.“
G*tt – Mehr als eine Frage, Herder Korrespondenz Spezial, 64 S., 15 €, www.herder.de/hk