Siebenundsiebzig Jahre nach dem Ende des Grauens der Shoah braucht es zunehmend andere Formen, um die Augenzeugenberichte wirksam lebendig halten und weitertragen zu können: Dokumentationen, Ausstellungen oder eben eine Graphic Novel. Ein Comic über die Gräueltaten der Shoah – geht das? Die Antwort ist ein klares Ja. Bereits Art Spiegelman hat mit Maus bewiesen, dass sich diese Kunstform äußerst gut für die Vermittlung der Abgründe des Holocausts eignet.
Nun hat sich ein internationales Team aus Zeichnern und Historikern mit Aber ich lebe. Vier Kinder überleben den Holocaust erneut an eine Graphic Novel über die Shoah gewagt. Entstanden ist ein erschütterndes, berührendes und wegweisendes Buch. In langen Gesprächen haben die Zeichner Barbara Yelin, Miriam Libicki und Gilad Seliktar den Berichten von vier Überlebenden gelauscht und ihre Geschichten – im wahrsten Sinne des Wortes – aufgezeichnet: Da ist beispielsweise das ergreifende Zeugnis von Emmie Arbel, die als kleines Kind nach Bergen-Belsen kam, wo sie Hunger, Gewalt und Tod ausgesetzt war: „Menschen starben. Menschen verhungerten. Und das war das Leben, das war alles, was ich kannte.“ Darüber hinaus werden auf bewegende und kunstvolle Weise Vergangenheit und Gegenwart, Trauma und (Über-)Lebensmut miteinander verknüpft. Vier unterschiedliche Schicksale – aber ein großer gemeinsamer Wunsch: Arbel und die anderen Überlebenden wollen ihre Geschichten erzählen, „damit so etwas nie wieder geschieht“. Mit Aber ich lebe haben sie einen unschätzbar wichtigen und unvergesslichen Beitrag dazu geleistet.