In meinem Urlaub letzte Woche war ich das erste Mal in Athen – und wie bei meinen Reisen nach Rom oder Jerusalem hatte ich bei jedem Schritt das Gefühl, auf Geschichte zu stoßen. Das galt vielleicht nirgendwo so sehr wie auf der Agora, dem Marktplatz im Schatten der Akropolis, den auch Paulus einst besuchte. „Auf dem Markt sprach er täglich mit denen, die er gerade antraf“, heißt es in der Apostelgeschichte (17,17). Wobei sich nicht alle von der Jesus-Botschaft überzeugen ließen. „Manche sagten: Was will denn dieser Schwätzer?“ (17,18)
An Paulus erinnert heute nicht mehr viel auf der Agora. Dafür stoße ich auf zwei andere große Denker: Sokrates und Konfuzius, die als lebensgroße Statuen in der Diskussion gezeigt werden. Zwar ist die Darstellung völlig unhistorisch – die beiden sind sich nie begegnet –, aber die Botschaft ist zeitlos. Ost und West sind im Gespräch. Und das ist heute vielleicht so wichtig wie nie.
1 | Ägypten. Mit eineinhalbtägiger Verspätung ging die UN-Klimakonferenz zu Ende. Beschlossen wurde ein gemeinsamer Fonds für Klimaschäden. Manche hatten sich mehr erhofft. Eine solche Regelung könne nur „eine erste Antwort auf die immensen Verluste und Schäden infolge der Klimakrise“ sein, hieß es vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Zumal noch offen ist, wer genau in den Fonds einzahlen soll.
2 | USA. Wenn man sich nicht persönlich trifft, wird heute meist online diskutiert. Und das nirgendwo so lebhaft wie auf Twitter. Elon Musk, der die Plattform vor wenigen Wochen gekauft hatte, hat jetzt darüber abstimmen lassen, ob das seit Jahren gesperrte Konto von Donald Trump wieder freigeschaltet werden soll. Knapp 52 Prozent wünschten sich den Trump-Account zurück. „Vox Populi, Vox Dei“, schrieb Musk in Anlehung an antike Gerichtsbeschlüsse: Volkes Stimme ist Gottes Stimme.
3 | Deutschland I. Für Diskussion sorgten diese Woche auch die Stolpersteine vor dem ehemaligen Sitz des Auswärtigen Amts in Berlin. Nach Spiegel-Recherchen hatten mehrere Diplomaten, an die hier erinnert wird, enge Verbindungen zur NSDAP. Solange die Untersuchung läuft, sollen die Steine entfernt werden.
4 | Italien. Cristina Scuccia, die als „singende Nonne“ im Habit Konzerte gab, tritt aus dem Ursulinen-Orden aus. Sie habe in den vergangenen Jahren einen inneren Wandel durchlebt, doch gehe sie im Guten, teilte sie mit. „Wenn ich zurückblicke, betrachte ich meinen Weg mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit.“ Scuccia hatte 2014 die Castingshow The Voice of Italy gewonnen.
5 | Weltweit. Zahllose Menschen haben am jüdischen Aktionstag Mitzvah Day soziale Aktionen unterstützt oder sich im Alltag für ein besseres Miteinander eingesetzt. Der Tag der guten Tat (hebräisch: mitzvah) wird traditionell im November gefeiert.
6 | Deutschland II. Angelehnt an eine jüdische Tradition war auch eine „Bücherbestattung“ in Göttingen. Der ehemalige Pastor Harald Storz hat in der Nähe der St. Albani-Kirche mehrere gebrauchte Bibeln beigesetzt. „Menschen haben die Bücher etwa bei Haushaltsauflösungen von verstorbenen Familienmitgliedern gefunden und wollten sie nicht wegwerfen“, so Storz im Domradio.
7 | Türkei. Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel ist optimistisch, dass es bald einen gemeinsamen Ostertermin geben könnte. Vertreter der orthodoxen und katholischen Kirchen seien schon seit längerem im Dialog, um bis 2025 zu einer einheitlichen Lösung zu kommen. Ost und West bleiben im Gespräch.