Unlängst wurde in der Frankfurter Allgemeinen spekuliert, wohin es den Privatsekretär des emeritierten Papstes noch verschlagen könnte. Georg Gänswein wolle ja sicher irgendwann Bischof in Deutschland werden, hieß es da. „Weil ihn aber wohl kaum ein Domkapitel wählen würde, bliebe nur ein bayerisches Bistum. Dort könnte ihn der Papst direkt ernennen.“
Das Zitat bringt gut auf den Punkt, wie sich das Bischofsamt gegenwärtig darstellt. Es ist nach wie vor die zentrale Position im kirchlichen Machtgefüge. Im Grunde ist katholischerseits alles rund um die Bischöfe als Nachfolger der Apostel aufgebaut. Entsprechend stark werden Bischofsernennungen im Kirchenvolk beachtet. Sie sind Chefsache, das zentrale Mittel vatikanischer Personalpolitik. Wen der Papst wo ernennt, das ist immer auch eine Richtungsansage und hat oft ganz handfeste kirchenpolitische Auswirkungen.
Aber womöglich hat genau diese real existierende Dimension in der Vergangenheit ja zu sehr die Oberhand gewonnen. Insbesondere Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben – das ist kein Geheimnis – nicht gerade die kritischsten Geister befördert. Bischof wurden vor allem diejenigen, die „bei aller Aufgeschlossenheit nach außen“ innerkirchlich eher konservativ agiert haben, wie Die Welt analysierte. Und der Jesuit Klaus Mertes bilanzierte vor ein paar Wochen im CIG bitter: „Wir stehen in der Kirche vor dem Scherbenhaufen von dreißig oder mehr Jahren verfehlter Personalpolitik, gerade auch durch die Vorgänger von Papst Franziskus“ (Nr. 1/2022, S. 3).
Auch da muss sich in unserer Kirche etwas ändern, wenn es Hoffnung geben soll. Der Kurs dafür ist schon lang ermittelt. „Bei der Erfüllung ihrer Vater- und Hirtenaufgabe seien die Bischöfe in der Mitte der Ihrigen wie Diener, gute Hirten, die ihre Schafe kennen und deren Schafe auch sie kennen, wahre Väter, die sich durch den Geist der Liebe und der Sorge für alle auszeichnen und deren von Gott verliehener Autorität sich alle bereitwillig unterwerfen.“ So steht es im Dekret Christus Dominus des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Die meisten Delegierten des Synodalen Wegs versuchen dieser Tage, dem seinerzeit gezeichneten Idealbild wieder näher zu kommen. Es liegt ein Dokument zur Abstimmung vor, welches die Bischofswahl wirklich zu einer Sache des gesamten Gottesvolkes machen würde. Wird es Zustimmung finden? Mit knapper oder breiter Mehrheit? Oder werden sich hier und anderswo die derzeitigen Verwerfungen in der Kirche ablesen lassen? Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Ausgabe in Händen halten, bin ich für Sie bei der Synodalversammlung in Frankfurt dabei!