Er brachte das Feuer, er brachte die Kultur, den Fortschritt. Mit dem mythischen Helden Prometheus begann eine neue Epoche. Die Flammen und die glimmende Glut wärmten, gaben Schutz und Sicherheit. Die Finsternis wurde erleuchtet. Die Menschen begannen zu kochen, zu braten, zu backen. Aus Erz wurde Metall gewonnen. Das Handwerk der Huf- und Beschlagschmiede sorgte für ein besseres Leben, das der Gold- und Silberschmiede für den Schmuck der Erotik. Hochöfen und Dampfmaschinen beschleunigten die Industrialisierung. Stahl trieb die Moderne voran und mit ihr die Mobilität: Lokomotiven, Autos, Flugzeuge, Raketen zur Eroberung des Weltalls mit Satelliten und digitaler Rundum-Kommunikation. Und was wäre Tabak ohne Rauchen mit Freunden? Mit dem Feuer kamen aber auch Schwerter, Kanonen, Gewehre, Bomben, atomar bestückte Lenkwaffen. Kriegerische Feuergewalt brannte Hütten, Vorratsscheunen und Felder nieder. Die Feuerwalzen in Wäldern verbreiten Schrecken. Andererseits muss der Samen bestimmter Bäume durch die Hitze gehen, um keimen zu können und aus dem Dünger Asche neue Baumriesen sprießen zu lassen.
Die Flammen der Religion
Ohne Feuer wäre nicht einmal Religion entstanden mit dem Tempelkult der Brandopfer. Im brennenden Dornbusch, der paradoxerweise nicht verbrennt, zeigt sich JHWH als Gott des Ganz-Anderen. Der Heilige Geist in Feuerzungen erhellt pfingstlich den Verstand. Das ewige Licht bezeugt die ewige Präsenz Christi. Pascal beschreibt in seinem „Memorial“ eine überwältigende Gotteserfahrung um Mitternacht: „Feuer. Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten…“ Und was wäre die Hölle ohne das nie erlöschende Feuer für die Bösen? Ist sie wirklich leer?
Die guten Elektronen
Heutzutage ist das Feuer selber böse, das größte Böse. Denn Verbrennung setzt Kohlendioxid frei, erwärmt das Klima. Strom aus erneuerbaren Quellen soll die Wende bringen. Transformation heißt das Zauberwort. Der Wirtschafts- und Klimaminister Habeck schwingt sich auf zum neuen Prometheus eines neuen Zeitalters für eine schöne, neue, alternativ(los)e, saubere Energiewelt einzig aus schwingenden, fließenden Elektronen. Zerstörerische Seiten, die jeden Fortschritt begleiten, blendet man vorerst lieber aus. Verschandelung schönster Landschaften durch Windräder, Masten, Leitungen – nur ein vernachlässigbares ästhetisches Problem? Opfer in der Vogelwelt – übertrieben? Soziale Verwerfungen wegen Verteuerung – reine Panikmache? Betriebesterben und Massenarbeitslosigkeit – purer Pessimismus? Zweifelhafte Versorgungssicherheit – nichts als Bedenkenträgerei? Alles setzt auf Strom. Er soll die Welt retten. Das glaubte man einst auch vom Feuer. Der gute Strom. Nur gut? Und wie werden die einst vom Feuer geprägten religiösen (Sprach-)Bilder stromgemäß umgedichtet, neu gemalt? Braucht man solche überhaupt noch?