Die Tagesschau in der ARD ist laut Definition der Aktualität verpflichtet. Aber jede Aktualität ist irgendwann Geschichte, im Fall des traditionsreichen Nachrichtenformats sogar Zeitgeschichte. Geht es Ihnen auch so, dass Sie hin und wieder in Sendungen von vor zig Jahren, in „historische“ Ausgaben also, reinschauen? Zuletzt haben die Verantwortlichen die entsprechende Unterseite zwar etwas versteckt und alles, was vor dem deutschen Wendejahr 1989 kam, in ein entlegeneres Archiv verbannt – Geschichtsbewusstsein scheint in Tagen wie diesen keine Klicks zu bringen –, aber das Netz vergisst bekanntlich nicht. Und so lässt sich fast alles irgendwo finden.
Manches wirkt kurios und fremd, wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet. Was damals die Themen waren! Worüber sich „die Leute“ seinerzeit aufgeregt haben! Aber manchmal erschreckt man auch ein bisschen. So viel hat sich womöglich gar nicht geändert, auch wenn es heute in frischerem Studio-Design und mit mehr Animationstechnik präsentiert wird. Da sind etwa die immer wiederkehrenden Gewaltausbrüche, bis hin zu den Kriegen in aller Welt – jetzt wieder auf unserem Kontinent, in unserer Nachbarschaft. Lernen wir denn so wenig aus der Geschichte? Wann werden wir endlich schlau(er)? „Das Menschheitsspiel von Stärke und Schwäche endet nicht“, kommentiert Herausgeber Johannes Röser.
Der Konflikt im Osten Europas bildet einen Schwerpunkt dieser Ausgabe. Wie sollte es auch anders sein? Eine profunde Analyse der Lage nimmt Heinz-Günther Stobbe, Theologe mit dem Schwerpunkt „Friedensforschung“, vor. Demnächst wird er die deutschen Bischöfen bei deren Frühjahrsvollversammlung beraten. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können seine Einschätzung schon heute lesen. Natürlich immer eingedenk der Tatsache, dass sich die Situation schnell und dramatisch ändern kann. Nicht umsonst haben die großen Nachrichtenportale „Live-Ticker“ auf ihre Internetseiten gestellt, um das Geschehen beziehungsweise das, was man davon beobachten und kommentieren kann, zeitnah abzubilden. Für gläubige Menschen könnte – sollte – freilich nicht nur die journalistische Perspektive zählen, sondern die geistliche Dimension. Wo sind eigentlich aktuell die Demonstrationen für den Frieden, gegen den Krieg? Wo die Friedensmärsche, die öffentlichen Friedensgebete?
Noch mehr als sonst scheint vieles aus den Fugen: in unserer Welt, in unserer Kirche... Gerade recht kommt da die Fastenzeit, die österliche Bußzeit, die in der kommenden Woche mit dem Aschermittwoch beginnt. Ob wir sie zu Umkehr und Neuausrichtung nutzen?