Ausgerechnet die umstrittene erneute Absage der Leipziger Buchmesse könnte für die Branche zum „Booster in Sachen Selbstvergewisserung und Relevanz“ werden. Das findet die Kulturjournalistin Mara Delius. In der Welt verweist sie auf die spontan geplante Alternativ-Buchmesse, die unabhängige Verlage jetzt in Leipzig veranstalten wollen. Auch dass die Politik zu einem „Zukunftsgespräch“ eingeladen habe, begrüßt sie.
Es lasse nämlich hoffen, dass endlich über Grundsatzfragen gesprochen werde. Diese lauten, so ist die Journalistin überzeugt, „was ein verlegenswertes Buch sei“ und „was denn eigentlich mit dem ‚Produkt Buch‘ im Jahr 2022 ... gemeint ist.“ Dazu hätten „Verleger und Controller“ in den großen Häusern „inzwischen immer unterschiedlichere Ansichten“. Dies zu klären, sei entscheidend. Alle anderen Diskussionen, die im Zuge der aktuellen Absage geführt wurden – die „Spaltung Ost/West“ in Deutschland, der „Konflikt Kleinverlage/Konzernverlage“ –, wirkten dagegen „wie vergangene Grabenkämpfe aus dem letzten Jahrhundert“.