75 Jahre CIG: "Mächtig, drängend und erobernd" CHRIST IN DER GEGENWART wird 75! Aus diesem Anlass haben wir unser jüngstes Redaktionsmitglied ins Archiv geschickt. Wenzel Widenka über die Anfänge im Jahr 1948 Von Wenzel Widenka 1.1.2023, Bilder der Gegenwart / 2 Kommentare Diesen Artikel jetzt lesen! Im Abo Ihr Plus: Zugriff auch auf alle anderen Artikel im Abo-Bereich 4 Hefte + 4 Hefte digital 0,00 € danach 68,90 € für 26 Ausgaben pro Halbjahr + Digitalzugang inkl. MwSt., zzgl. 23,40 € Versand (D) 4 Hefte digital 0,00 € danach 62,40 € für 26 Ausgaben pro Halbjahr im Digitalzugang inkl. MwSt., Im Abo Im Digital-Abo Abo testen Digital-Abo testen Sie haben ein Abonnement? Anmelden Teilen Teilen Whatsapp Mailen Überschrift Artikel-Infos Autor Wenzel Widenka ist Redakteur bei CHRIST IN DER GEGENWART Diskussion Kommentieren 2 Kommentare Von Winfried Belz am 04.01.2023 Was in dem Beitrag "75 Jahre" über den "Nahen Osten" zu lesen ist, veranlasst mich, folgenden Leserbrief zu schreiben: Warum "explodierte die Gewalt zwischen Juden und Arabern" 1948 ? Die UN-Resolution 181 vom 29. Nov.1947 sah vor, dass auf einem größeren Teil des historischen Palästina (55 %) ein jüdischer Staat und auf einem kleineren Teil (45 %) ein palästinensischer Staat entstehen sollte. Und das bei einer Bevölkerungsverteilung von 69% Arabern und 30% Juden. Der Ausrufung des jüdischen Staates im Mai 1948 waren Jahrzehnte von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jüdisch-zionistischen Einwanderern und über viele Jahrhunderte ansässigen Arabern vorausgegangen. Diese wehrten sich gegen die fortschreitende Besiedelung ihres Landes durch immer mehr jüdische Einwanderer aus anderen Ländern. Noch vor der Ausrufung des Staates Israel durch Ben Gurion im Mai 1948 und gleich nach der UN-Teilungsresolution vom November 1947 intensivierten die paramilitärischen zionistischen Organisationen ihr gewaltsames "Besiedeln", indem sie arabische Dörfer zerstörten und Bewohner vertrieben bzw. töteten! Ist es bei dieser Vorgeschichte verwunderlich, dass "die arabische Seite den Teilungsplan rundweg abgelehnt" hat? Dass der 1. Nahostkrieg 1948/49 "nur der Beginn zahlreicher neuer gewaltvoller Episoden" werden sollte, kann nur der nicht verstehen, der die Erkenntnisse der neuen jüdischen Historiker nach der Freigabe der Archive über die Vorgeschichte des Staates Israel nicht kennt bzw. nicht kennen will. Von Herrn Dr.Wenzel Widenka, dem Schreiber des Artikels "75 Jahre", muss das leider angenommen.werden. Warum macht sich CiG das weithin widerlegte israelisch-zionistische Narrativ zu eigen und tut dadurch auch den palästinensischen Glaubensgeschwistern Unrecht? Denn auch sie sind ein Teil des palästinenischen Volkes, dem der 1947 vorgesehene palästinenische Staat bis heute vorenthalten wird! Winfried Belz Antworten Schreiben Sie eine Antwort Angemeldet kommentieren Als Gast kommentieren Anmeldung E-Mail * Passwort * Passwort vergessen? Angemeldet bleiben Anmelden Diese Angaben benötigen wir von Ihnen. Ihre E-Mail-Adresse zeigen wir nicht an. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Name angezeigt wird, wählen Sie bitte zusätzlich einen Anzeigenamen, den wir dann anstelle Ihres Namens veröffentlichen. E-Mail-Adresse * Vorname * Nachname * Anzeigename ** Kommentar * Ja, ich möchte den kostenlosen CiG-Newsletter abonnieren und willige in die Verwendung meiner Kontaktdaten zum Zweck des E-Mail-Marketings durch den Verlag Herder ein. 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Dass die Archive freigegeben wurden und uns mit neuen Erkenntnissen bereichern, ist ein hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass die israelische Demokratie und der Rechtsstaat allen gegenläufigen Tendenzen zum Trotz funktionieren. Die von mir geschilderte „explodierende“ Gewalt zwischen Juden und Arabern hat natürlich eine sehr gut dokumentierte Vorgeschichte. Ich stimme Ihnen völlig zu, dass es im Vorfeld terroristische Überfälle durch Haganah, Etzel und Lechi gab, die die arabische Bevölkerung mürbe machen sollten. Dies ist in Israel heute Gegenstand zahlreicher, erhitzter Diskussionen und nicht erst seit der jüngsten Öffnung der Archive bekannt. Ebenso gehören zu dieser Vorgeschichte aber auch das Massaker, bzw. nennen wir es besser Pogrom an der jüdischen Bevölkerung von Hebron sowie der Große Arabische Aufstand. Letzterer führt uns ja zu der Problematik, dass sich die Gewalt in den 20er und 30er Jahren vornehmlich gegen die englische Mandatsregierung richtete. Nachdem diese mit ihrem Rückzug, widersprüchlichen Versprechungen nach allen Seiten (Balfour Deklaration, Versprechen an Faisal) und einer äußerst restriktiven Einwanderungspolitik ein völliges Chaos hinterlassen hatten, konnte man sich wieder gegenseitig abschlachten. In diesem unerfreulichen Nullsummenspiel gibt es keinen „Gewinner“, niemanden, der moralisch irgendwie im Vorteil wäre. Eine jüdische Bevölkerung hat es in Palästina seit Jahrtausenden gegeben, auch im Osmanischen Reich. Ich stimme Ihnen völlig zu, dass die jüdische Einwanderung in folge der 2. und 3. Alija eine nie dagewesene demographische Verschiebung bedeutete. Doch wurde dies von der osmanischen Oberherrschaft so mindestens toleriert, wenn nicht gar gefördert (die arabische Bevölkerung der Gegend war ja nicht im juristischen Sinne Besitzer der Ländereien, dies waren osmanische Großgrundbesitzer). Die Briten haben mit ihrer verfehlten Bevölkerungspolitik keineswegs mäßigend auf die sich ausbreitenden Spannungen gewirkt, ganz im Gegenteil. Der arabische Nationalismus, der im Ersten Weltkrieg gegen das Osmanische Reich benutzt wurde, sah aber nie einen eigenständigen Staat Palästina für die dort ansässige arabische Bevölkerung vor. Noch verstand sich diese als Einheit. Es sei dahingestellt, inwieweit gewaltsamer Widerstand gegen Einwanderung legitim ist. Fakt ist, dass beidseitige Massaker zu verzeichnen sind. Der Teilungsplan 1947 berücksichtigte vor allem landwirtschaftlich nutzbare Flächen, Geographie, Küstenebenen, etc. und war für die größer proportionierte „jüdische“ Seite bei weitem nicht sonderlich günstig. Dennoch hat der Jischuv zugestimmt. Die arabische Seite verfolgte eine andere Strategie, die sie de facto bis heute beibehält: keinerlei Konzessionen bezüglich des Landes, keine Siedlungsfläche für die jüdische Bevölkerung. Die Staatsgründung Israels wurde 1948 von der UNO anerkannt, wohl gegen den Widerstand der arabischen Staaten. Aber auch hier gilt: die Kriegserklärung ging von arabischer Seite aus. Zur allgemeinen Verwunderung gewannen die Israelis; eine Niederlage, die von arabischer Seite nie in Konsequenz anerkannt wurde. Die „Grenzen von 1948“ sind Eroberungsgrenzen der Arabische Legion Jordaniens und damit ebenso völkerrechtlich irrelevant wie die Eroberungsgrenzen Israels von 1967. Die Nakba, die Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus den israelischen Gebieten nach der arabischen Niederlage, wird im Bildtext thematisiert. Zu dieser Geschichte gehört aber auch, dass im Gegenzug Jordanien alle Juden aus den besetzten Gebieten vertrieb und der Rest der arabischen Welt anfing, seinen jüdischen Bewohnern das Leben zur Hölle zu machen und sie de facto zur Ausreise zu zwingen. Dass dies einen massiven Bevölkerungszug nach Israel zur Folge hatte, der das Land im Endeffekt nur stärkte, nahm man billigend in Kauf, da man davon ausging, dass Israel sowieso nicht lange bestehen bliebe. Es wäre übrigens an Jordanien gewesen, einen palästinensischen Staat (den es so nie gab) zu gründen, wenn es denn gewollt hätte. Allerdings hat sich die arabische Position bis heute kaum verändert. Kein Land der unmittelbaren Umgebung hat ein wirkliches Interesse an der Gründung eines souveränen, palästinensischen Staates; allen voran nicht Jordanien. Die Westbank ist weiterhin ein Faustpfand zur Bekämpfung Israels. Dass die arabische Seite 1956, 1967 und 1973 alle weiteren Kriege verlor, müsste diese akzeptieren. Alle Versuche Israels, sich durch „Land für Frieden“ Ruhe zu erkaufen, sind gescheitert, nicht zuletzt das Oslo-Abkommen, das durch die blutige Zweite Intifada obsolet geworden ist. Die darin angestrebte Zwei-Staaten-Lösung ist heute unrealistischer als jemals zuvor, aber zu diesem Ergebnis führt eben nicht nur eine aggressive Siedlungspolitik, sondern auch das alleinige Setzen auf Gewalt vor allem von Seiten der Hamas, die aus dem Gazastreifen, für den nach dem einseitigen und freiwilligen Rückzug der Israelis (gegen den erklärten Widerstand der Siedlerbewegung) eigentlich eine blühende Zukunft vorausgesehen war, ein Armenhaus machte, dessen Grenzen von Ägypten und Israel abgeschlossen wurden. Aber auch die Fatah hat sich nicht gerade verhandlungsbereit gezeigt. Wie man es dreht und wendet, in dieser unerfreulichen Geschichte haben alle Beteiligten genug „Dreck am Stecken“, als dass sich einseitige Stellungnahmen und die Logik „Täter“/“Opfer“ in irgendeiner Art anböten. Weder nimmt der CIG ein „israelisch-zionistisches Narrativ“ an, das auch in Israel selbst schon längst in der öffentlichen Debatte zerrieben wurde und an die extremen Ränder gewandert ist. Noch möchte ich allerdings das gegenteilige pro-palästinensische Opfernarrativ aufnehmen, das alleinig auf der Logik „Der Schwächere hat Recht“ basiert und die Verantwortung für das eigene Handeln ausschließt. Die Palästinenser sind entschieden aktive Teilnehmer des Konflikts, die bisher jeden Vermittlungsversuch mit Maximalforderungen ausgeschlagen haben. „Recht auf Rückkehr“ und „Recht auf eigenen Staat“ schließen sich aber gegenseitig aus. Im Übrigen finden sich „Glaubensgeschwister“ auch auf israelischer Seite. Die israelischen Araber weisen genauso eine christliche Bevölkerung auf. Die arabische Bevölkerung Israels sieht sich zwar bis heute Diskriminierung ausgesetzt, doch frage ich mich, wie viele Juden es umgekehrt in Palästina gibt, die nicht als Siedler gekommen sind, sondern dort nach 1948 unbehelligt wie ihre Vorfahren leben durften (keine), die an Wahlen teilnehmen können (keine) und generell in den umliegenden arabischen Ländern freidlich leben können. Der 1947 angebotene Staat wird nicht „vorenthalten“, da er abgelehnt wurde. Damit ist diese Lösung vom Tisch und es ist den beiden Streitparteien bis heute nicht gelungen, eine sinnvolle neue zu finden. Das ist im höchsten Maße bedauerlich. Ich persönlich habe jedenfalls jede Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung verloren, aber das ist nur mein persönlicher Standpunkt. Ich versuche aber stets, die palästinensische Seite nicht nur als passive Opfer, sondern als handelnde Akteure zu verstehen. Dadurch verbietet sich jegliche moralische Parteinahme in einem der unerfreulichsten Konflikte der Gegenwart. Ich hoffe, Ihnen mit diesen Zeilen meine Beweggründe für die Formulierungen plausibel gemacht zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Wenzel Maximilian Widenka Wir freuen uns über Ihren Kommentar Angemeldet kommentieren Als Gast kommentieren Anmeldung E-Mail * Passwort * Passwort vergessen? Angemeldet bleiben Anmelden Diese Angaben benötigen wir von Ihnen. 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