In jedem Jahr ist es ein anderer Aspekt der Weihnachtsgeschichte, der mich besonders anspricht oder bei dem ich eine ausgeprägte Verbindung zu Geschehnissen der Gegenwart empfinde. In diesen Weihnachtstagen musste ich bei der Erzählung von der verzweifelten Herbergssuche der Heiligen Familie und der heiklen Geburt Jesu im Stall an die Nachrichten über die Eltern denken, die in diesen Wochen mit ihren kranken Kindern von einem überfüllten Krankenhaus zum anderen irren und um Aufnahme bitten. Auch die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hat in ihrer Weihnachtsansprache dieses Thema aufgegriffen und an die Gläubigen appelliert: „Alle, die beten möchten, mögen beharrlich für die Eltern beten, die kein Bett für ihre Kinder finden. Alle, die spenden wollen, mögen es für Familien tun, die am Limit sind.“
So sollte es angesichts dieser Parallelen zur Weihnachtsgeschichte gerade jetzt Aufgabe der Kirchen sein, sich zu Anwältinnen der so verletzlichen und gefährdeten Kinder und ihrer verzweifelten Eltern zu machen, lautstark auf deren Notsituation hinzuweisen, helfend und solidarisch aktiv zu werden und entsprechend auf die Verantwortlichen einzuwirken – und natürlich für alle Beteiligten zu beten.
1 | Berlin I. Laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung fühlt sich die überwiegende Mehrheit der seit Kriegsbeginn nach Deutschland geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer (76 Prozent) „voll und ganz“ oder „überwiegend“ willkommen in Deutschland.
2 | Berlin II. Seit Jahresbeginn sind laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in mehreren größeren Städten in Deutschland offenbar deutlich mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als in den Jahren zuvor.
3 | Mainz. Bischof Peter Kohlgraf hat eine Patenschaft für zwei junge inhaftierte Männer aus dem Iran übernommen, denen Folter und Tod drohen. Er wolle damit auch als Präsident der internationalen katholischen Friedensorganisation Pax Christi Deutschland ein Zeichen der Solidarität setzen.
4 | Berlin III. Bundespräsident Steinmeier erinnert in seiner Weihnachtsansprache an das Leid der ukrainischen Bevölkerung und betont: „In diesem Jahr ist wohl unser sehnlichster Wunsch, dass wieder Friede herrscht … Aber dieser Friede ist noch nicht greifbar. Und es muss ein gerechter Friede sein, der weder den Landraub belohnt noch die Menschen in der Ukraine der Willkür und Gewalt ihrer Besatzer überlässt.“ Bis Friede einkehren könne, sei es ein Gebot der Menschlichkeit, den Bedrohten beizustehen: „Auch damit setzen wir im Dunkel des Unrechts ein Licht der Hoffnung.“
5 | Washington. In Teilen der USA sorgt der arktische Sturm „Eliot“ für eisige Temperaturen von bis zu minus 40 Grad. Es kommt zu zahlreichen Unfällen und Stromausfällen. Die Gouverneurin von New York spricht von einer „Krise epischen Ausmaßes“.
6 | Stuttgart. Die Kinder der Gemeinde St. Eberhard – darunter auch der Beck’sche Nachwuchs – führen in einer rappelvollen Kirche ein bezauberndes Krippenspiel auf und ernten dafür zu Recht tosenden Applaus.
7 | Rom. In der Christmette im Petersdom ruft Papst Franziskus die Menschen auf, sich nicht von Angst und Verzweiflung überwältigen zu lassen, sondern wieder Vertrauen zu schöpfen: „Gott wird in einer Krippe geboren, damit du eben dort neu geboren wirst, da, wo du meintest, den Tiefpunkt erreicht zu haben.“ So sei es die Aufgabe aller Christen, sich dafür zu engagieren, „dass in denen, die ihre Hoffnung verloren haben, wieder ein wenig Hoffnung auflebt“.
Der Wochenrückblick von
Johanna Beck