Wenn dich dein Leben nervt – streu Glitzer drauf!, so lautet die Aufschrift einer Postkarte, die die Sießener Franziskanerin Schwester Marie-Pasquale von einer Freundin geschenkt bekommen hat und von deren Motto sie sich seitdem bestärkt und ermutigt fühlt. Durch das „Beglitzern“ des Lebens sollen dessen düstere Seiten nicht etwa überzuckert oder ausgeblendet werden, sondern es bietet vielmehr dem Licht in der Dunkelheit eine Möglichkeit zum Widerschein – ein Phänomen, das für die junge Theologin eine gute Analogie für ein Leben aus dem Glauben darstellt: „Streue ich Glitzer aus, dann gebe ich Gott also einen Reflexionsraum in meinem Leben.“ Und genau dazu – zum Aufspüren von Gottes heilsamer Gegenwart in dunklen Zeiten, zum Entdecken des Heiligen im grauen Alltag und zum Perspektivwechsel hin zum Guten – will sie mit ihrem Buch Streu Glitzer drauf! Geschichten von Gottesbegegnungen im Alltag auch ihre Leser einladen. Für dieses Anliegen verwebt sie unterhaltsame biografische Episoden, tiefgründige theologische Bibelreflexionen, hilfreiche spirituelle Anregungen und berührende Gedichte zu einem inspirierenden kleinen Handbuch.
Da ist zum Beispiel die „Dankbarkeitsschnur“, an der Schwester Marie-Pasquale jeden Tag Momente sammelt, für die sie dankbar ist und anhand derer sie sich vergewissern kann, dass Gott gut für sie sorgt. Oder sie macht ihre Leser mit der japanischen Keramik-Reparaturform Kintsugi vertraut, bei der die zerbrochenen Gefäße mit Goldlack wieder zusammengefügt und somit in einzigartige Kunstwerke verwandelt werden. Sie vergleicht dies mit dem Wirken Gottes, der all unsere Bruchlinien im Leben sieht und vergoldet. Ähnliches gilt für die Kunst des Straßenmalers David Zinn, der mit seinen Kreidezeichnungen aus hässlichen Rissen im Weg schöne Geschichten zaubert. Die Theologin ermutigt die Leser, selbst zum „Street-Artist unserer Lebensstraßen“ zu werden und die biografischen Risse und Flecken „mit Gottes Hilfe in ein wahres Kunstwerk zu verwandeln“. Daneben erinnert sie an wegweisende „Kirchenfürstinnen“, singt ein Loblied auf alle Marthas, „die tatkräftig am Reich Gottes bauen“, zeigt, wie Kaffeepausen zur Gebetszeit werden können, und verrät, warum Jesus gewusst hätte, wo der nächste Aldi ist.
Entstanden sind Schwester Marie-Pasquales Texte während der Corona-Pandemie. In dieser Zeit konnte sie als Klinikseelsorgerin keine Patienten mehr besuchen und musste neue Wege finden, um ihnen geistlich beistehen zu können. So begann sie, jeden Tag kurze bestärkende geistliche Impulse zu schreiben. Zum Glück ist ihre Geschichtensammlung jetzt auch jenseits der Krankenhausmauern erhältlich – als wunderbare kleine Hausapotheke für die Seele.
MARIE-PASQUALE REUVER:
STREU GLITZER DRAUF!
Geschichten von Gottesbegegnungen im Alltag
Patmos, Ostfildern 2023, 160 Seiten, 20 €