Mutprobe
Zum Interview „Freiheit ist kein abstrakter Begriff“ (CIG 10, S. 18)
Glaube hat doch primär mit Beziehung zu tun, sei es kirchlich zum Mitmenschen, sei es persönlich zum Vater Jesu Christi. Die Kultivierung spannungsreicher bis widersprüchlicher Beziehungsgeflechte ist kirchlich gefragt, um der Einheit und des Friedens willen, „den die Welt nicht geben kann“. Mit Recht konnte der Mensch durch die Aufklärung seiner Individualität und Menschenwürde dank Freiheit säkular und staatlich nachkommen. Die Mutprobe für eine Kirche der Zukunft wird aber weniger der Individualismus erbringen als vielmehr eine Glaubensgemeinschaft, deren Einzelne in ihrer Ebenbildlichkeit ein Geschöpf Gottes sind, kirchlich beheimatet und geliebt. Dazu bedarf es gewiss der „Freiheit des Christenmenschen“, primär aber doch der Beziehungsfähigkeit und -verantwortung von uns Christen im Mit- und Füreinander.
Josef Eisend, Malsch
Gott schenkt Freiheit, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Wählt der Mensch die „Option Gott“, wird er weder zum „Gefangenen Gottes“, noch gerät er in Unfreiheit. Er bleibt frei und darf deshalb Freiheit auch in der christlichen Gemeinschaft erwarten – sofern er nur bereit ist, Grenzen seiner Freiheit zu erkennen und anzunehmen. Ansonsten gerinnt Freiheit zur Willkür, Gemeinschaft ist nicht mehr möglich. Grenzen zieht ihm (und auch der Kirche) eine göttliche Ordnung, die sich in der Frohen Botschaft Jesu Christi niederschlägt.
Johannes Fürth, Hagen
Keine Gewalt
Zum Artikel „Mitschuldig“ (CIG 10, S. 4)
In Absatz Nr. 241 der Enzyklika Fratelli tutti, auf den Professor Halík sich offenbar beruft, stellt Franziskus klar, dass Vergebung nicht bedeuten kann „zuzulassen, dass die eigene Würde und die Würde anderer weiterhin mit Füßen getreten wird“. Von der Anwendung militärischer Gewalt ist in diesem Zusammenhang nicht die Rede. In den Passagen der Enzyklika, die dem Krieg gewidmet sind, warnt Franziskus davor, kriegerische Auseinandersetzungen weiterhin als „gerechten Krieg“ zu qualifizieren. In eindringlichen Worten fordert Papst Franziskus, das Leid der Opfer kriegerischer Gewalt realistisch zu sehen. Man muss diese Haltung des Papstes nicht teilen. Aber von einem renommierten Theologen erwarte ich, dass er diese Worte zur Kenntnis nimmt und nicht aus dem Zusammenhang gerissene, eigenwillig interpretierte Aussagen einer Enzyklika als Argument für die Befürwortung von Waffenlieferungen an die Ukraine missbraucht.
Reinhard Haubenthalter, Markt Schwaben
Keine Reform
Zum Artikel „Pope 10“ (CIG 10, S. 12)
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass das Pontifikat von Franziskus von Ihnen in Ihrer neuen Ausgabe de facto bejubelt wird. Er war und ist kein Reformpapst. Dass dies vor dem Hintergrund geschieht, dass die Causa Woelki offenkundig ausgesessen werden soll und Missbrauchstäter der Kurie von ihm geschützt wurden und werden, macht mich fassungslos.
Markus Stutzenberger, Friesenried
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