Die Art, wie wir sprechen, prägt das Wesen, das wir sind und werden, und sie bestimmt den Charakter unseres Bewusstseins und Engagements. Das sollte man im Auge behalten. Worte können aufbauen oder zerstören, artikulieren oder erstarren lassen und auch alle Arten von Wirklichkeit aufrufen… Wenn Worte gedankenlos verwendet werden, verblassen und sterben, dann kann die Welt, in welcher wir leben, eine Sphäre von bloß auswendig gelernten Ritualen werden – oder etwas Schlimmeres. Und wenn dies geschieht, dann müssen die Worte – und wir selbst mit ihnen – radikal erneuert werden, damit sie wieder dem höchsten Ziel des Lebens dienen. Das ist unsere beständige hermeneutische Aufgabe. Wir müssen sicherstellen, dass die Gefäße der Sprache die Unermesslichkeit der Möglichkeiten erfassen, die aus Gottes Wirkkraft in der Welt hervorgehen.
Michael Fishbane in: „Einstimmung auf das Heilige. Eine jüdische Theologie“ (Verlag Herder, Freiburg 2023)