Als Journalist lebt man ein Stück weit in einem anderen Zeitrhythmus. Das fällt besonders auf, wenn sich die großen kirchlichen Feiertage nähern. Mitten in der Fastenzeit schreibt man Texte über Ostern. Versucht, noch vor Karfreitag das Wunder der Auferstehung ins Wort zu fassen. Und wenn dann alle Welt Ostern feiert, steckt man mit der Planung schon wieder in der nächsten Ausgabe. Da ist es umso wichtiger, sich von Zeit zu Zeit in der Gegenwart zu verorten und darüber nachzudenken, was gerade an der Reihe ist. Dabei kann es helfen, die kleinen und größeren Nachrichten der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Immerhin, so erinnert die Bibel: „Alles hat seine Zeit.“
1 | Deutschland I. Wer sich beim Einkaufen Zeit nehmen will, kann sich in einem Schweinfurter Supermarkt an einer eigens eingerichteten „Plauderkasse“ anstellen. Hier kann ohne Druck eingepackt und ein Schwätzchen gehalten werden. „Es ist einfach schön, wenn man sich ein bisschen Zeit nimmt und auf die Menschen eingeht“, so Verkäuferin Helga Schöner im Bayerischen Rundfunk. In der Schweiz und den Niederlanden gibt es bereits ähnliche Projekte, im auf Effizienz getrimmten Deutschland ist die „Plauderkasse“ ein Novum.
2 | Israel. Das Pessachfest, das diese Woche begonnen hat, ist in der jüdischen Tradition eine Zeit der Besinnung. Doch kann man Menschen vorschreiben, sich den religiösen Geboten zu unterwerfen? Israels Parlament erlaubt Krankenhäusern jetzt, das Mitbringen von gesäuertem Brot während der Festwoche zu untersagen. Frühere Entwürfe des Gesetzes sahen sogar Taschenkontrollen vor. Auch die aktuelle Fassung bekam nur eine knappe Mehrheit. Ein solches Gesetz sei unsinnig, twitterte Oppositionsführer Jair Lapid. „Judentum lässt sich nicht aufzwingen.“
3 | Ukraine. Wann ist es Zeit zu gehen? Nachdem sich Dutzende Mönche der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche geweigert hatten, das berühmte Kiewer Höhlenkloster zu verlassen, kam es zu Protesten auf dem Gelände. Das Kulturministerium hatte den Pachtvertrag gekündigt und die Räumung des Klosters angeordnet. Die Mönche hätten zu viele Baumaßnahmen vorgenommen, ohne Genehmigungen einzuholen, so die offizielle Erklärung. Beobachter vermuten, dass es bei der Räumung vor allem um die Beziehungen des Klosters nach Russland geht.
4 | Belarus. Zeit für einen Neuanfang! Papst Franziskus hat ein neues Kirchengebiet für die griechisch-katholischen Christen in Belarus geschaffen. Es soll sich in 16 Pfarreien und drei Diözesen unterteilen. Insgesamt geht es um rund 5000 Gläubige.
5 | Deutschland II. Wer zehn Minuten Zeit hat, kann den neuen Jesuiten-Podcast einfach beten! hören, der ab Ostern erscheint. In Zukunft soll er täglich zu einem kurzen Gebet einladen.
6 | USA. Passt die Bibel noch in die heutige Zeit? Im konservativen, mormonisch geprägten US-Bundesstaat Utah ist ein skurriler Streit ausgebrochen: Nachdem mehrere „anstößige“ Werke aus Schulbibliotheken verbannt wurden, steht jetzt auch die Bibel auf dem Prüfstand. Immerhin, so schreiben Eltern in einem Prüfantrag, enthält das Buch der Bücher „Inzest, Prostitution, Vergewaltigung und sogar Kindermord“.
7 | Deutschland III. Zum Schluss geht es noch einmal zurück in den Supermarkt. Bei Edeka stehen in diesem Jahr neben den klassischen Schokoladen-Osterhasen auch „Weihnachtshasen“ mit roter Zipfelmütze im Regal. Die Aktion soll auf Demenzpatienten aufmerksam machen, die manchmal Probleme haben, Kalendertage auseinanderzuhalten. Für jeden verkauften Hasen wird ein Euro an den Alzheimer Forschung Initiative e.V. gespendet.