In den dunklen Abgrund meiner Seele hast DU einen Garten gepflanzt.
Samenkörner, wie Lichtfunken, sätest DU in meinen Schmerz und meine Angst. In den zerschlagenen Bruchstücken meiner Seele begann es zu keimen und zu sprossen. Wurzeln gruben neue Wege und schufen nie geahnte Verbindungen. Durchdrungen von deiner zärtlichen Liebe begann der Garten in meiner Seele zu blühen.
Und ich erkannte, dass der Garten auch meine Zuwendung und Pflege brauchte. Mutig ging ich in ihn hinein entfernte das immer wieder sprießende Unkraut und unterstützte die kleinen, zarten Pflänzchen, indem ich ihnen Hilfen zum Wachsen baute.
Eines aber fehlte noch: eine sprudelnde, frische Quelle. Da begriff ich, dass ich mein Herz öffnen musste, damit mein Seelengarten lebendig blieb. Doch wer würde mir helfen, die schweren Steine vor dem Tor meines Herzens wegzutragen? Die Gärtnerin schickte Engel an meine Seite und sie halfen mir, mit aller Kraft,das Tor freizulegen.
Zitternd und voller Furcht fragte ich mich, ob es wirklich klug wäre, das Tor zu öffnen. Ermutigt durch die Engel, drückte ich das schwere Tor schließlich auf. Ein Strom von pulsierender Wärme traf mich. Er verbreitete so viel Lebensenergie und Glück in meinem Seelengarten, dass ich nie mehr Angst haben muss vor Dürre oder Unwettern.
Als ich die Gärtnerin eines Tages wieder traf. fragte sie: Sollte nicht ein so prächtiger Garten bereit sein auch etwas Samen weiterzugeben? Und der Wind kam und trug Samen fort, damit Leben in anderen Seelengärten erblühen konnte.
Sr. Jona Marie Weitzel
Der Text stammt aus dem Buch „Frauen beten“. Herausgegeben von Katrin Brockmöller und Aurica Jax, ist es soeben bei camino im Verlag Katholisches Bibelwerk erschienen
(160 S., 18 €). Weitere Gebete daraus werden uns durch die Osterzeit begleiten.