Die Wilden waren sehr erschreckt und schrien all: ,Wir sind entdeckt!‘“ So heißt es in dem Kinderlied Ein Mann, der sich Kolumbus nannt. Unbefangen lässt sich das heute nicht mehr singen, wo wir doch wissen, welches Leid der europäische Kolonialismus bei den Ureinwohnern in Amerika angerichtet hat. Manche werden das Lied trotzdem für ein Kulturgut halten, das vor woker Stürmerei zu bewahren ist. War die Unterdrückung womöglich gar nicht so schlimm, sondern eher ein Kollateralschaden der zivilisatorischen Entwicklung der „Wilden“?
Im Vatikan gibt man sich derzeit ungewohnt sprachsensibel. Zwar wird das Gendern nach wie vor als „Ideologie“ geschmäht. Ausgerechnet von „einer der gefährlichsten ideologischen Kolonisationen“ warnte Papst Franziskus zuletzt. Aber bei einem anderen Thema ist man milder. So soll ab sofort nicht mehr von der „Entdeckung Amerikas“ gesprochen werden. Mit dieser Rede würden die Rechte indigener Völker missachtet, räumt Rom ein. Immerhin.
Als Beobachter ahnt man: Der Vatikan will sich an einer Stelle sprachbewusst zeigen, wo es vermeintlich „nichts kostet“. Ob diese Rechnung aufgeht?