Aktuell kursiert ein Video, in dem der Dalai Lama einen Jungen auf den Mund küsst, ihm dann die Zunge herausstreckt und ihn auffordert, an dieser zu lutschen. Welch empörender Übergriff eines spirituellen Oberhauptes auf ein Kind! Nicht minder empörend ist die bagatellisierende Entschuldigung des Dalai Lama, wonach dieser öfters andere Menschen „auf verspielte und unschuldige Weise necken“, den „Vorfall“ aber bedauern würde.
Der große Aufschrei in den Medien blieb jedoch verhalten und die Überschriften fokussierten sich überwiegend auf die Entschuldigung statt auf die Übergriffigkeit des Dalai Lamas. Zudem wurde immer wieder seine internationale Beliebtheit betont. Dabei hat eine erschütternde ARTE-Doku erst kürzlich Missbrauchsfälle im tibetanischen Buddhismus sowie eklatantes Fehlverhalten des Dalai Lamas genauer beleuchtet.
Es ist an der Zeit, missbräuchliches Verhalten im religiösen Kontext nicht länger mit zweierlei Maß zu messen. Vielmehr müssen die Taten und begünstigenden Strukturen sorgfältig untersucht und in aller Deutlichkeit verurteilt und geahndet werden – ungeachtet dessen, wie (un)beliebt die jeweilige Gemeinschaft und Persönlichkeit ist.