An einem Stromkasten in der Freiburger Innenstadt begegnet dem aufmerksamen Beobachter ein Graffito namens „Christ ohne Reue!“. Hier wollte wohl jemand seiner religiösen Überzeugung Ausdruck verleihen. Leider ging dies schief. Denn das Christentum ist nicht denkbar ohne Reue. Sie ist die Grundvoraussetzung für Umkehr und Wandel; selbst Gott reut es im Alten Testament mitunter. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Sakrament der Beichte.
Auch wenn dieses immer mehr in Vergessenheit zu geraten droht, bietet das aufrichtige Bedauern der eigenen Verfehlungen einen festen Grund des Glaubens, eine aufrichtige Versöhnung mit Gott und eine Prävention gegen triumphalistischen Übermut. Das mea culpa der Liturgie versetzt der Krone der Schöpfung einen notwendigen Dämpfer. Vollständig reuelose Christen wären nicht nur unerträglich, sondern in ihren Biographien ohne Umkehr und Wandel zudem unendlich langweilig.
Einen weitaus interessanteren Lebenswandel hatte beispielsweise Thomas Merton, dessen Todestag sich zum 55. Mal jährt. Und wo Reue ist, tummeln sich auch gerne Sünde und Lust, zum Beispiel in Freising.