Die spannendsten Sätze einer Buchmesse stehen manchmal nicht in Büchern, sondern fallen in Interviews. „Ich bin ein großer Fan von Aufgeben“, sagte Autor Sebastian Hotz bei der Leipziger Buchmesse. Sein Debütroman handelt von neuen und alten Männlichkeitsbildern und dem Scheitern von Visionen. „Bei Kilometer 41 im Marathon aufzugeben, ist tragisch. Aber vielleicht ist es in einem bestimmten Moment besser.“ Von einmal gefassten Zielen und Idealen abzulassen, könne helfen zur Ruhe zu kommen – und den Blick für Neues weiten. Vielleicht nicht der schlechteste Ratschlag, in einer Welt, die oft immer verbissener wirkt.
1 | Weltweit. Im vergangenen Jahr wurde so viel Geld wie nie zuvor für Rüstungsgüter ausgegeben. Das berechnete das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri – insgesamt stiegen die Militärausgaben auf rund 2,04 Billionen Euro. Hauptgrund für die Aufstockung ist der Angriff auf die Ukraine. Putins verstocktes Festhalten an seinen Eroberungsplänen droht die ganze Welt in ein neues Wettrüsten zu treiben.
2 | Nairobi. Doch nicht nur Kriege fordern Opfer: In Kenia soll eine neu einberufene Kommission den Tod von mehr als 100 Menschen untersuchen, die aus einem Massengrab geborgen wurden, darunter viele Kinder. Bei den Verstorbenen handelt es sich um Anhängerinnen und Anhänger des selbsternannten Kirchenführers Paul Mackenzie Nthenge, der immer wieder zum Todesfasten aufgerufen haben soll. Nur im völligen Verzicht auf Nahrung sei es dem Menschen möglich, „Jesus zu begegnen“.
3 | Würzburg. Sollen alle deutschen Bischöfe angesichts der Missbrauchsskandale geschlossen ihr Amt aufgeben? In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA Consulere sprach sich eine deutliche Mehrheit von 44 Prozent der Befragten für einen kollektiven Rücktritt aus. Nur 31 Prozent waren dagegen. Die Tagespost hatte die Umfrage in Auftrag gegeben.
4 | Vatikanstadt. Welche Bischöfe tatsächlich zurücktreten, entscheidet nach wie vor der Papst. Doch in anderen Bereichen sollen Laien mehr Mitspracherecht bekommen. Bei weltweiten Synoden im Vatikan können sie künftig neben Klerikern und Ordensleuten gleichberechtigt mitberaten und abstimmen, wie die für die aktuelle Weltsynode zuständigen Kardinäle mitteilten. Bislang hatten nur Bischöfe sowie das Führungspersonal von Ordensgemeinschaften Stimmrecht, Laien konnten lediglich als Berater hinzugezogen werden. Die neue Öffnung ist ein Schritt in die richtige Richtung, der doch längst überfällig war.
5 | El Segundo. Nachdem man für Jahrzehnte am immer gleichen Schönheitsstandard festgehalten hat, öffnet sich die amerikanische Spielzeug-Firma Mattel inzwischen mehr und mehr für die Vielfalt ihrer jungen Kundinnen. Jetzt wurde die erste Barbie-Puppe mit typischen Downsyndrom-Merkmalen (runderes Gesicht, flache Nase, mandelförmige Augen) auf den Markt gebracht.
6 | Hannover. Nach Recherchen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung werden sich die beiden großen deutschen Kirchen bis zum Jahr 2060 von gut einem Drittel ihrer Immobilien trennen müssen. Insgesamt geht es um rund 40000 Gemeindehäuser und Kirchen, die entweder verkauft oder abgerissen werden müssen, wenn sich der Austrittstrend nicht stoppen lässt.
7 | Rom. Doch auch angesichts der immer neuen schlechten Nachrichten und düsteren Prognosen müssen wir die Kirche nicht aufgeben. Davon ist Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, überzeugt. „Ihr seid schlecht darin, die Vision, die ihr habt, zu kommunizieren“, mahnte sie in einem Vortrag in der Botschaft am Heiligen Stuhl. Die Botschaft des Christentums sei heute so revolutionär und wichtig wie zu jeder Zeit. Nur: „Die Leute sehen das nicht.“