Manche Texte zergehen wie Schokolade auf der Zunge, an anderen hat man zu knabbern wie an einer Salzstange. Leichte und schwere literarische Kost hat auch die Bibel zu bieten. Die promovierte Theologin Elisabeth Birnbaum wählt daher eine ungewöhnliche Herangehensweise, um sich der tieferen Botschaft der Heiligen Schrift anzunähern: In ihrem Werk Die Bibel ist eine Forelle nimmt sie die enge Verbindung von geistiger und leiblicher Nahrung wörtlich. Die Direktorin des Österreichischen Bibelwerks wartet mit einem elfgängigen Menü auf. Mit diesem vergleicht sie die Texte des Alten und Neuen Testaments und liefert Impulse für deren Lektüre: „Denn die Bibel kann und will Nahrung sein. Wenn man sie richtig genießt.“ Um den „spirituellen Appetit“ anzuregen, widmet sich die Autorin in jedem Kapitel einem Gang vom Aperitif bis zum Verdauungsschnaps.
Die teilweise scheinbar widersprüchlichen Texte, die bewusst und kunstvoll zusammengestellt sind, gleichen für Birnbaum einem reichen Vorspeisenteller, der verschiedene Geschmacksnerven ansprechen will. Doch die Lektüre der Bibel setzt auch Wissen voraus. Dies sei mit dem vorsichtigen Filetieren der titelgebenden Forelle vergleichbar.
Zum Dessert wird dann ein Rosinenkuchen aufgetischt. Die getrockneten, süßen Weinbeeren werden hier zum Sinnbild des bibellesenden „Rosinenpickers“. Denn an den kleinen Früchten scheiden sich bekanntlich bisweilen die Geister. Während die einen sie genüsslich heraussuchen, würden andere sie am liebsten naserümpfend vom Teller verbannen. Ähnlich sei das mit so mancher Bibelstelle. „Ohne schwierige Stellen ist die Bibel nicht mehr die Bibel“, betont Birnbaum jedoch. „Wer die Bibel wirklich verkosten will, sollte nicht allzu selektiv lesen.“
Birnbaums ausgefallener Band bietet nicht nur Gelegenheit zum gedanklichen Verkosten der Bibeltexte. Mit Rezepten, die hauptsächlich in der österreichischen Küche verortet sind, animiert sie gleichzeitig zum eigenen Schwingen des Kochlöffels.