Papst Pius XII.: Das Versagen eines Papstes

Der furchtbare Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine machte vor allem im letzten Jahr deutlich, wie sehr Kirche(n) und Kirchenführer in Kriegen eine unheilvolle Rolle spielen können. Und für die katholische Kirche wird dabei einmal mehr deutlich, dass eine Kirche nicht nur Glaubens-gemeinschaft, sondern auch Lerngemeinschaft sein kann und soll.
'Kirche im Dritten Reich' - im Religionsunterricht ja auch Thema - zeigt ja eine interessante Entwicklung:
- 1930 hatten die Bischöfe in ihren Stellungnahmen der NSDAP noch sehr deutlich widersprochen und das 'christliche Sittengesetz' i.S. unserer heutigen Menschenrechte engagiert verteidigt.
- Nach der Machtergreifung 1933 betonte der deutsche Episkopat, "dass allgemeine Verbote und Warnungen..." nun nicht mehr notwendig sind.
- Doch in den Jahren 1934/35 wurde das NS-Regime gegenüber Kirchen und Christen, die sich nicht anpassten, immer brutaler. Und es dauerte noch einige Jahre, bis ganz wenige Bischöfe in bestimmten Fragen dem NS-Regime die Stirn boten.
Die Kritik der Herren 'Hans' und J.Johannnsen am Artikel von Dr. Cl. Klünemann halte ich für unsachlich und historisch 'voreilig'. Denn der Autor benennt klar Extrem-Positionen und - das ist das Wichtigste - er bringt neue Erkennntnisse zur Sprache. Schließlich sind seit März 2020 30(!) Forscher mit den Vatikan-Akten zu Pius XII. beschäftigt. Dabei müssen 400 000 Pakete mit je 1000 Blatt aufgearbeitet werden. Auch für Historiker eine Herkules-Aufgabe! Und es gibt wichtige Dokumente, die in bisherigen Sammlungen nicht vorkamen und somit auch keine Bedeutung hatten. Doch der Münsteraner Kirchenhistoriker Wolf warnt: Eine Gesamtdarstellung dieses Pontifikats ist noch nicht in Sicht.
Pius XII. hat ja mitten im Weltkrieg II für die katholische Theologie erlaubt, die Bibel wissenschaft-lich zu erforschen. Wir heute sollten die Chance nutzen, eine Kirche zu gestalten und auch zu leben, die von biblischer Theologie und dem Vaticanum II getragen ist. Leitungsämter, die gleichsam 'absolute Monarchie' verkörpern, sind dann von gestern und vorgestern. Und Schweigen und Tot-Schweigen von elementaren Sachverhalten kann in einer Kirche, die für 'Schwestern und Brüder' da ist, gar kein Thema sein.

Bezug: Kommentator "Hans" 2.6.2023 : "Wer sich ernsthaft über die Rolle dieses großen Papstes informieren will, dem sei das Buch "Der Papst der Hitler trotzte", des renommierten Historikers Michael Hesemann empfohlen. Er kann alle seine Aussagen glasklar belegen." - Hinzufügen möchte ich am 10.6. 2023 (Historiker und Jurist, Dr. phil. Jörg H. Johannsen, Baden-Baden, geb. 1953), dass der Autor ohne hinreichende historische Fachkenntnis (ver-)urteilt und die großen Bemühungen des ehrenwerten und deutsch- (nicht Nazi-) freundlichen Papstes Pius XII. um die Sicherheit der Juden (aufgrund seiner begrenzten Möglichkeiten) und um den Kampf gegen russischen Sowjet-Bolschewismus und Freimaurer-Intrigen nicht herausstellt. Herr Klünemann möge sich bitte dazu auch die Analysen des Kieler Historikers Dr. phil. Michael F. Feldkamp (Pius XII. - Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt, Aachen 2018), geb. 1962, vergegenwärtigen. - Ich bin als Historiker und als europäisch empfindender Deutscher über Herrn Klünemanns einseitig-verfälschende Darstellung des sehr bedeutenden Papstes Pius XIi. in CiG 23/2023 entsetzt !

Es ist kaum zu glauben, daß die Verleumdungen gegen Papst Pius XII. nicht zum Schweigen kommen. Es ist bekannt, daß er nicht nur nicht geschwiegen hat, sondern auch durch die Tat geholfen hat, indem er Juden im Vatikan Unterschlupf gewährte und die Klöster anwies, Juden zu verstecken und dafür extra die Klausur aufhob. Anläßlich des Todes des Papstes würdigte ihn die Außenministerin Israels, Golda Meir, als Freund des jüdischen Volkes, der ihm in einem der schwersten Kapitel seiner Geschichte treu zur Seite stand.
Auch ist zu erwähnen, daß Papst Pius XII. mit dem deutschen Widerstand gegen Hitler zusammenarbeitete, womit er sich in höchste Gefahr brachte.
Wer sich ernsthaft über die Rolle dieses großen Papstes informieren will, dem sei das Buch "Der Papst der Hitler trotzte", des renommierten Historikers Michael Hesemann empfohlen. Er kann alle seine Aussagen glasklar belegen.

Ich halte Ihre Bewertung für völlig aus der Luft gegriffen. Die Archive sind offen und werden durchforscht. Es ist nicht absehbar, welche Erkenntnisse zum Vorschein kommen. Sie stützen sich auf ein Buch und deren Aussagen und (!) bewerten dies mit den Augen von heute.

Die Person Pius XII. hat verschiedene Seiten aber nur eine wird betrachtet. Sie schreiben nicht von Klösteröffnungen etc.

Wie bewerten Sie denn die Haltung des amt. Papst Franziskus im Ukraine-Konflikt?