Im Vorwort seines Bestsellers Stolen Focus beschreibt der amerikanische Autor Johann Hari eine bedrückende Szene. Er ist mit seinem Neffen, der den Tag vor allem damit verbringt, in sein iPhone zu starren, nach Graceland aufgebrochen, Elvis Presleys legendäres Märchenland. An diesem surrealen Ort will er den Jungen, Fan der Musik Presleys, von seiner Sucht des Virtuellen heilen. Doch der Versuch misslingt fundamental. Durch die grotesk eingerichteten Räume des Anwesens des verstorbenen „King of Rock’n’Roll“ drücken sich Besucherscharen, die ausgerechnet mithilfe ihres Smartphones einen virtuellen Rundgang machen. Obwohl sie vor Ort sind und das Original sehen könnten, wenn sie den Blick vom Bildschirm nähmen, bevorzugen sie die künstlich angereicherte virtuelle „Realität“. Hari schreibt sich entsetzt den Frust von der Seele.
In ihren besseren Momenten gelingt es Literatur und Journalismus, diesen mehrfachen Verfremdungsschleier von den Dingen wegzuziehen. Wir hoffen, dass uns dies bei einem Treffen mit der Glaubensgemeinschaft der Êziden oder mit einer Betrachtung der Ungeheuerlichkeit des Kreuzes auch gelungen ist.