Drei Meldungen. Zwischen ihrem Bekanntwerden liegen keine 24 Stunden: In Brixen verweigert der Vatikan dem Moraltheologen Martin Lintner die Zustimmung zur Wahl als Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule (Urteil: seine Lehre weiche von der katholischen Sexualmoral ab – weshalb sonst). Zur selben Zeit ergänzt das Liturgiedikasterium das Messformular zur „Bitte um Keuschheit“ (Begründung: man solle „dem Heiligen Geist erlauben, in uns ein Fleisch zu formen, das die Erstlingsfrucht der ewigen Herrlichkeit ist“ – was immer das bedeutet). Währenddessen durchsucht die Staatsanwaltschaft mehrere Objekte des Erzbistums Köln, darunter auch die Residenz Kardinal Woelkis (Verdacht: bischöflicher Meineid vor Gericht). Obwohl ohne direkten Zusammenhang, offenbaren die Ereignisse wie im Brennglas die prekären Schieflagen der Kirche.
Doch ich nehme mir vor, mich diesem Bild nicht zu ergeben. Ich will Mut fassen zwischen entmutigenden Nachrichten. Ich will Ambivalenzen besser aushalten – dazu lädt auch diese Ausgabe ein: etwa zwischen alten und neuen Glaubensformen, zwischen Urlaub und Nachhaltigkeit, zwischen Ausmisten und Behalten.