Die Leser erwarten Begegnungen mit einer sprachbegabten Familie von Blutegeln aus dem Buch der Sprüche, Wildbienen, von deren Honig sich Johannes der Täufer in der Wüste ernährt, oder den Basilisken. Die schlüpfen aus länglichen Eiern von Hähnen, Hühnern oder Schlangen und galten „in den ersten Jahrhunderten nach Christus vielen Theologen als Allegorie für Ungerechtigkeit, Lüge und Bosheit.“
Was heute wie aus der Märchenwelt zu stammen scheint, hat häufig einen biblischen Ursprung. Einhörner zum Beispiel sind „durch und durch biblische Wesen“. So erzählt der jüdische Talmud, dass diese Fabelwesen auch auf Noahs Arche aufgenommen wurden: „Das Einhorn sei hinter der Arche hergeschwommen und mit einem am Horn befestigten Seil am Abdriften gehindert worden.“ Basilisk und Einhorn sind nach Revision der Luther-Bibel 1984 verschwunden. Zu finden sind sie aber in der Fassung, die der Reformator 1545 veröffentlichte. Katzen sucht man in allen Bibelversionen dagegen vergebens: „Es ist noch nicht einmal ein hebräischer Begriff für die Stubentieger überliefert.“
Für ihren tierischen Blick auf die Bibel haben Claudia und Simone Paganini akribisch die hebräischen, griechischen und lateinischen Übersetzungen des Alten und Neuen Testaments durchkämmt. Das Ergebnis oszilliert zwischen einer Art biblischem „Brehms Tierleben“ und einem Kuriositätenkabinett. Gleichzeitig gibt es nachdenkliche Passagen: Tiere sind als Mitgeschöpfe zu betrachten, und da hat nicht nur die Bibel Nachholbedarf.