Wenn, dann ein sehr stilles: Die andächtige Stimmung auf dem Petersplatz, die für vatikanische Verhältnisse äußerst schlichte Liturgie, Papst Franziskus’ letzte Berührung des Holzsargs zum Abschied. Dem verstorbenen Joseph Ratzinger dürfte diese Begräbnisfeier gefallen haben. Auch dass sein Nachfolger allgemein über den Auferstehungsglauben predigte und kaum namentlich auf ihn einging – der nach eigenem Bekunden nie Papst werden wollte und die Macht seines Amtes dennoch in vollem Umfang in Anspruch genommen hat.
Wäre Benedikt vor zehn Jahren gestorben, als er noch im Amt war, hätte mich sein Tod vermutlich mehr getroffen. So fehlte dem Konklave damals die gravitätische Zäsur des vorherigen Papsttodes und dem Begräbnis nun die Ungewissheit der folgenden Wahl. Vielleicht ist diese Entzauberung aber genau richtig: Sie zeigt, dass hier ein Mensch von Menschen in ein herausragendes Amt gewählt – und später ebenso begraben wird wie wir alle.
1 | Rom. Während sein früherer Privatsekretär Georg Gänswein eine baldige Seligsprechung Benedikts XVI. für wahrscheinlich hält, sprechen sich zahlreiche Stimmen gegen diesen Schritt aus. Der italienische Theologe Massimo Faggioli schreibt auf katholisch.de, ungeachtet der konkreten Person brauche es ein „Moratorium für die Heiligsprechung von Päpsten“, da es angesichts des Missbrauchsskandals sonst aussehen könne, „als ob die institutionelle Kirche gleichzeitig Angeklagter, Richter und Jury ist“.
2 | Brasília. Radikale Anhänger des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro stürmen am Sonntag mehrere Regierungsgebäude. Sein Nachfolger Luiz Inácio Lula verurteilt die Angreifer als „faschistische Vandalen“.
3 | Berlin. Die Polizei gibt neue Zahlen zu den Silvesterausschreitungen in der Hauptstadt bekannt: Statt 145 seien nur 38 Personen im Zusammenhang mit den Übergriffen auf Sicherheitskräfte festgenommen worden. Auch seien diese, anders als zunächst angegeben, überwiegend deutscher Herkunft.
4 | Berlin. Die Bundesminister für Landwirtschaft und Justiz, Cem Özdemir und Marco Buschmann, wollen das „Containern“ straffrei stellen. Menschen, die weggeworfene Lebensmittel aus dem Müll retten, sollen demnach nur noch belangt werden, sofern bei ihren Aktionen ein Sachschaden entsteht.
5 | Schweiz. Nachdem die schweizer Gemeindeleiterin Monika Schmid ihren Abschiedsgottesdienst im vergangenen August als Konzelebrantin mitgefeiert hatte, veröffentlichen die Bischöfe von Basel, Chur und Sankt Gallen einen Brief, in dem sie die Seelsorger ermahnen, sich an die liturgischen Vorschiften zu halten. Schmid reagiert: Hätten die Bischöfe die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs mit gleicher Akribie angegangen, „wäre einiges wohl anders gelaufen und die Opfer würden sich heute ernst genommen fühlen“.
6 | Marburg. Die Jury der Philipps Universität kürt den Ausdruck „Klimaterroristen“ zum Unwort des Jahres 2022.
7 | Rom. Der Vatikan will im Fall Emanuela Orlandi erstmals offizielle Ermittlungen einleiten. Die damals 15-jährige Tochter eines Kurie-Angestellten verschwand vor knapp 40 Jahren spurlos. Zuletzt widmete sich die Netflix-Serie Vatican Girl dem mysteriösen Fall.